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“Erasmus und Dario/Koi” 05
 

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Rasmus saß wieder in dem Boot und notierte sich ein wenig was. Der Tag war recht schön und warm, und Dario schien es wirklich Freude zu machen, ihn zu ziehen. Inzwischen war dessen Kraft noch weiter angewachsen und der Magier war sicher, daß er ihn nicht mit nach Rom nehmen konnte. Jedenfalls nicht, ohne daß er vorher den Verjüngungszauber gemacht hatte. Dieser Zauber würde ihn jung halten und stärken, doch er musste auch verhindern, daß Andere ihn in die Hände bekamen und nutzten. Gerade die Schwarzen waren da gnadenlos. Aber ihm fiel etwas ein und er schmunzelte: Wenn der Zauber nach dem Gebrauch weiß würde, könnte ihn kein Schwarzmagier stehlen und selbst weiße Magier konnten ihn nicht nutzen. Er notierte sich weiter, was er sich vorstellte und lachte wegen seiner Hinterhältigkeit auf. Seine Unterlagen würde er nach dem Zauber verbrennen, so war alles gesichert und ihm stand die alleinige Unsterblichkeit zu. Dario würde ihn über diese Zeit begleiten, er wollte ihn nicht mehr missen, er liebte ihn auf eine gewisse Art und Weise. Als der Fluss sich schmälerte, blickte Erasmus auf. Nicht mehr lange, dann mussten sie zu Fuß weitergehen.

Auch dem Goldgeschuppten kam dieser Gedanke, doch er wußte, daß der Fluß noch eine längere Zeit breit und tief genug war, um darauf zu reisen. Doch schon seit einer geraumen Weile fühlte Dario sich unwohl ... er kannte dieses Gefühl und es wurde beständig stärker, er fühlte einen seiner eigenen Art und das näher, als ihm eigentlich lieb war. Normalerweise schwamm er den anderen Fischmenschen aus dem Weg, da er keinen Ärger haben wollte – doch diesmal war Rasmus bei ihm und der Goldgeschuppte war festentschlossen, ihn vor einem anderen Fischmensch zu verteidigen. Er fühlte, wie tief seine Loyalität gegenüber dem jungen Magier war – Dario wußte nicht, daß er ihn aufs Innigste liebte, doch er wußte mit eindeutiger Klarheit, daß er ihn bis aufs Letzte verteidigen würde. "Herr ? Bitte pack deine Sachen wieder ein ... ich habe ein ungutes Gefühl, es ist besser, wenn alles verstaut ist und nichts verlorengehen kann." Für die Warnung war der goldene Fischmensch beim Boot aufgetaucht und sah besorgt zu dem jungen Schwarzhaarigen, der um sich herum Pergamente und andere Dinge ausgebreitet hatte und bis eben noch in Gedanken versunken schien.

Das überraschte Rasmus doch ein wenig und er nickte, weil er Dario vertraute. "Was fühlst du, mein Schöner ?" fragte er leise und rollte das Papier zusammen, um es in eine Holzröhre zu stecken, wo es sicher war. Ebenso verkleinerte er diese dann und auch viele der anderen Dinge und verstaute sie in seiner Tasche.

"Einen weiteren meiner Art, Herr. Er ist noch ein wenig entfernt, doch nah genug, daß ich ihn fühlen kann – und er fühlt mich auch. Ich weiß nicht, ob er uns aus dem Weg geht ... oder ob er angreift, und deshalb ist es besser, wenn du vorbereitet bist und nichts verlorengehen kann." Darios Unruhe wuchs beständig an – der Fluß mündete bald in einem kleinen See, den sie durchqueren mußten, und er vermutete, daß dort der andere Fischmensch lebte.

"Dann gib auf dich acht, mein Schöner." wisperte Rasmus und spürte auch nach der Magie. Er fühlte ihn nun auch und durch das Schamanische merkte er, daß die Aggression stieg, je näher sie dem See kamen. "Ich denke, er wird dich angreifen, deine Kraft verunsichert ihn und doch spornt es ihn an, dich anzugreifen."

Dario nickte nur und senkte einen Moment lang den Blick – doch dann hob er ihn wieder und man sah ihm an, daß er der Herausforderung begegnen würde, als er ein leises "Ich weiß, Herr. Ich kenne ihn." antwortete. Doch er hielt nicht inne und zog das kleine Boot weiter voran, bis sie schließlich an dem See ankamen und er das Boot an die Seite zog, damit Rasmus an Land gehen konnte und somit in Sicherheit war.

Und er ging auch, denn er fühlte plötzliche Panik, die den Anderen ergriffen hatte, dann Wahnsinn und maßlose Wut auf ihn selbst. Wahrscheinlich sah der Andere auch den früheren Meister in ihm. Cassio knurrte laut unter Wasser, der Weißorange hatte in Rasmus seinen alten Herren gesehen und Dario schien ihn auch noch beschützen zu wollen. So tauchte er auf und brüllte ein lautes "Verräter ! Stell dich, ich töte dich und dann ihn !"

Der Goldene knurrte nur laut und fletschte die langen Fänge, als er vom Ufer zur Mitte des Sees und damit auch zu seinem Herausforderer schwamm. "Wag es nicht, ihn anzufassen, Cassio ! Ich diene ihm – und ich zerfleische dich eher, als daß ich zulasse, daß du ihn verletzt !" Der Wahnsinn und die offensichtliche Wut des Anderen weckte auch in Dario den bisher verborgenen Zorn ... früher war er lieber geflohen, als sich mit dem Weißorangen anzulegen, doch nun mußte er Erasmus beschützen und allein schon dieser Gedanke genügte, daß er sich der nur zu deutlichen Herausforderung des Erfahreneren stellte.

Das überraschte Cassio deutlich, doch er ließ es sich so wenig wie möglich anmerken. "Du Feigling bist zu IHM zurückgekrochen !" Mehr brüllte der Größere nicht, dann ging er auch schon auf den Goldenen los und schlug erfahren zu. Erasmus beobachtete das Geschehen vom Ufer aus. Er würde nicht eingreifen, denn er wusste, daß Dario zurechtkommen und gewinnen würde. Dessen Kraft hatte sich sehr gesteigert und auch, wenn er nicht so aussah, er war stärker als der Weißorangene.

Ohne auch nur zu zögern, steckte Dario den Schlag ein und knurrte laut – dann schlug er mit seinem Schweif zu und schleuderte den Anderen aus dem Wasser, schwamm ihm nach und packte ihn, als dieser wieder auf dem Wasser aufschlug. Der Goldene schlug seine Krallen in die Arme des sich heftig Wehrenden und drückte ihn unter Wasser, während er ohne weiter darüber nachzudenken die Kiemen an seinem Hals entstehen ließ. Zum ersten Mal erwachte reine Blutlust in Dario und er gehorchte ihr ohne zu widersprechen – auch wenn Cassio erfahrener war, so besaß Dario doch mehr Kraft und er hatte ein Ziel ... Rasmus zu beschützen.

Erasmus fühlte, was in Dario vorging und er lächelte sacht, als er merkte, wie die Wut immer blinder wurde, bis sie den Goldenen vollkommen beherrschte. "Berserkerwut." wispernd, war er nun absolut sicher, daß der Andere nicht die geringste Chance hatte. Cassio kämpfte wie ein Löwe, steckte wie Dario Wunden und Schläge ein, doch er wurde langsam schwächer. Seine Luft reichte zwar noch lange, aber er war im Nachteil, wenn der Kampf noch viel länger dauerte.

Die Beiden kämpften noch eine geraume Weile, ehe Dario einen entscheidenden Vorteil erlangte ... er konnte seine Fänge tief in den Hals des Anderen schlagen und hielt den sich heftig Wehrenden eng an sich gepreßt, so daß dieser weder seine Hände noch den Fischschweif benutzen konnte. Das süße Blut des anderen Fischmenschen rann wie feuriger Honig über die Zunge in die Kehle Darios und er labte sich förmlich daran – erst, als die Gegenwehr schwächer wurde und schließlich völlig versiegte, ließ er ihn los und knurrte laut, stieß ihn von sich und formte die Kiemen weg, um schließlich langsam aufzutauchen. Diese rote Wut brannte noch immer in Dario – doch er wußte, daß er nachsehen mußte, wie es Erasmus ging, dessen Sicherheit war der einzige klare Gedanke in seinem Bewußtsein und so schwamm der Goldene zum Ufer, an dem der junge Magier auf ihn wartete.

Und das mit der Gewissheit, daß Dario gewonnen hatte. Als sein Schöner aus dem Wasser stieg, war er noch schöner als vorher. Er strahlte eine unbändige Kraft aus und er schien auch gewachsen zu sein. Rasmus erwartete ihn gänzlich nackt, er musste dieses Feuer spüren, es kosten und darin verbrennen. Der Magier saß ihm Gras, sein Blick verriet, was er wollte, ebenso wie seine wartend gespreizten Schenkel. "Komm, mein Schöner, teile dein Feuer mit mir."

Erneut leise, doch diesmal begehrend aufknurrend, wandelte Dario seinen Fischschweif in Beine – stieg langsam aus dem Wasser und kam zu dem wartenden Magier, legte sich auf ihn und küßte ihn mehr als nur verlangend, während er sich gänzlich auf ihn senkte und mit der Hand seine vollerhärtete Erregung nahm, um sie sofort in den Magier einzuführen. Das Gefühl, die herrliche Hitze um sich zu fühlen, war einfach nur atemberaubend und Dario knurrte weich in seiner Kehle auf, ehe er damit begann, sich in ihm zu bewegen und dabei weiterhin den Mund Rasmus mit seiner Zunge zu plündern.

Rasmus schlang seine langen Beine um den Körper des Größeren und legte seine Arme um dessen Nacken. Dario konnte so rasch in ihn dringen, weil er sich durch einen sehr praktischen Zauber angefeuchtet hatte, und so genoss er es mehr als nur, ihn in sich zu fühlen. Er nahm ihn auch gern, doch im Moment wollte er ihn, denn so würde dessen Wut noch schneller versiegen. Willig kam er den Stößen entgegen und erwiderte den Kuss und umgarnte dessen wild forschende Zunge mit der Seinen.

Das war auch gut so, denn es unterdrückte den Drang des Goldenen, die Schlagader Rasmus zu suchen und zuzubeißen. Die Wut, die noch zuvor in Dario gebrodelt hatte, versiegte langsam und machte tiefverwurzelter Leidenschaft Platz ... es war perfekt, genau das, was der Größere brauchte, und so ließ er sich gehen und stieß tief in Rasmus, während er sich seiner Leidenschaft ergab. Er hielt es aber nicht sehr lange durch ... schon nach wenigen Minuten erreichte Dario seinen Höhepunkt, warf den Kopf in den Nacken und schrie laut und dunkel auf, während er seinen Samen heiß in den Schwarzhaarigen verströmte und tief erschauernd in ihm verhielt.

Durch das Kommen des Blonden steigerte sich dessen Energie und so war es nicht erstaunlich, daß Rasmus gleich darauf kam, selber den Kopf in den Nacken warf und laut aufschrie. Auch wenn sein Körper noch von dem Orgasmus geschüttelt wurde, fühlte er die Stärke, die ihre Zusammenkunft gebracht hatte, und er lächelte zufrieden. "Du bist ein Jungbrunnen, mein Schöner ... du wirst immer stärker." Seine Worte waren leise gewispert und der Magier barg sein Gesicht kurz in der Halsbeuge des Größeren.

Schwer atmend, hatte Dario gut damit zu tun, sein heftig schlagendes Herz zu beruhigen ... aber die Worte des jungen Magiers drangen in sein Denken und klärten es, so daß er sich behutsam aufstützte, aus ihm löste und an dessen Seite legte, um ihn nahe an seinen heißen Körper zu ziehen. "Ich danke dir, Herr ... für alles. Kannst du mir erklären, was passierte ? Ich weiß nur noch, daß ich die Herausforderung Cassios annahm und dann weiß ich nichts mehr, bis ich aus dem Wasser kam und zu dir. Das ... das war schön, Rasmus."

Die Finger von Erasmus streichelten sanft über die Wange des Goldenen und er lächelte sacht. "Du weißt nichts mehr, weil du zum Berserker wurdest. Deine Wut hat sich in einen Rausch gesteigert, in dem du alles um dich herum vergisst. Du hast Cassio getötet, sein Blut getrunken und kamst dann zu mir. Durch den Sex habe ich dich wieder beruhigt, es hilft bei Berserkern." Er erklärte ruhig und so, daß Dario es verstehen würde. "Du wolltest mich beschützen." fügte er noch an, denn das war der Grund, warum er zum Berserker geworden war.

"Ja ... mit meinem Leben." Die Antwort Darios war so leise, daß man sie fast nicht verstand, doch er meinte es so, wie er sagte. Er kannte die Legenden der Beserker gut – auch wenn er niemals selbst einen gesehen hatte. "Als ich klein war, gab es Legenden, daß Berserker aus dem Norden gekommen wären und mein Dorf überfallen hätten ... viele Kinder sind damals daraus geboren worden, doch Niemand hat geglaubt, daß ich ein solches Kind wäre, da ich nie wütend wurde. Ich hatte Angst ... und gehorchte lieber. Oder ich bin geflohen. Aber du hast Recht ... ich wollte dich vor Cassio beschützen, er ist gefährlich. Er hätte dich getötet und gefressen, und das mußte ich verhindern." Der Goldene stockte und verstummte ... all das war so viel und er wußte nicht recht, was er davon halten sollte, aber schließlich zog er Erasmus so eng es nur ging an sich und vergrub das Gesicht in den weichen, schwarzen Haaren, während er noch ein leises "Ich bin so froh, daß dir nichts passiert ist ..." murmelte.

"Ssscht, ist ja gut. An Land hätte ich ihn besiegt, erinnere dich, wie ich dich fangen wollte." wisperte der Magier beruhigend und lächelte. Daß sich Jemand um ihn sorgte, war ihm mehr als neu und er genoss es wirklich. "Du bist größer geworden, mein Schöner." Das merkte er jetzt, wo er in dessen Armen lag, noch deutlicher.

Die ersten Worte beruhigten Dario, doch bei den Letzten erschrak er fühlbar und löste langsam seinen Griff, um Erasmus unsicher in die Augen zu sehen. "Ist das schlimm, Herr ? Ich weiß nicht, wie das passierte ... gefällt es dir nicht ?"

Rasmus lachte leise und küsste den ängstlichen Goldenen. "Nein, nicht schlimm. Ich finde es sehr schön und es passt gut zu dir, mein Schöner." Daß er es ernst meinte, sah man deutlich in seinen Augen, die sacht schimmerten.

Erleichtert aufatmend, erwiderte Dario den sanften Kuß und zog den ein wenig Schlankeren enger an sich, seufzte leise und lächelte, da er froh war, daß Rasmus ihm nicht böse war. Der Goldgeschuppte war trotz seines Alters noch immer sehr einfach gestrickt und dachte wie der Jugendliche, den der alte Schwarzmagier so gewandelt hatte. Doch langsam überkam ihn Müdigkeit und Darios Atem wurde ruhiger und weicher ... auch sein Herz schlug langsamer und er glitt langsam in einen erschöpften Schlaf, da sein Körper ihn zur Erholung forderte.

Der Magier blieb noch ein wenig wach und genoss den Schlaf des Fischmenschen. Erst, als es dunkel wurde, schloss auch er seine Augen und schlief ein. Ihre Reise würde noch einige Zeit dauern, aber die Zeit brauchte er auch für den Zauber.

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Rasmus war als Erster wach geworden. Der Tag war schön und die Morgensonne schien. So löste er sich leise und badete gedankenverloren in dem nun friedlichen See. Seine Gedanken schweiften um Dario und dessen Kraft, die stetig anwuchs. Er musste verhindern, daß man es fühlen konnte, denn das würde unweigerlich andere Magier anziehen und auch die anderen Fischmenschen schienen es viel deutlicher zu fühlen. Ein anderes, eher kleineres Problem war das Aussehen von ihnen Beiden. Er selber fiel auf wegen seinen Augen, aber Dario fiel als Mensch noch deutlicher auf. Die Haut war golden und auch die leichten Schuppen und Flossen an Armen und Beinen waren deutlich, trotz Umhang, zu erkennen. Rasmus musste wohl doch einen Tarnzauber sprechen. Der würde aber nach dem Verschleierungszauber kommen. Mit geschlossenen Augen überlegte er kurz und lächelte, als er einen passenden Spruch dichtete und mit schwarzer Magie erfüllte. Kaum hatte er den Spruch beendet, legte sich der Zauber über Dario und verbarg dessen Kraft vollständig vor Anderen. Ein Blick zu dem Goldenen zeigte Rasmus, daß sein Schöner noch immer tief schlief. Die Wunden und die Berserkerwut hatten ihn viel Kraft gekostet. Das Fell, auf dem sie gelegen hatten, war blutig und daher hatte sich der Magier nun auch gewaschen. Jetzt stieg er aus dem Wasser und setzte sich in das Gras, das von der Morgensonne beschienen wurde. Dort würde er weiter nachdenken, ein paar Notizen machen und sich trocknen lassen.

Es dauerte noch eine Weile, bis auch der Goldgeschuppte aufwachte und kurz blinzelte, als er bemerkte, daß es schon später Morgen war. Er richtete sich langsam auf und streckte sich, ehe er mit einem leisen Seufzen das getrocknete Blut bemerkte und sich umdrehte. Erst jetzt sah er Rasmus und ein Lächeln erwachte auf seinen Zügen, dann stand er unsicher auf und kam zu ihm, um sich neben ihn wieder auf das Ufer zu setzen. "Bitte verzeih – ich habe zu lange geschlafen. Soll ich uns Fisch jagen ?"

"Ich habe dich schlafen lassen, damit du dich vollkommen erholen kannst. Und wenn du möchtest, kannst du uns etwas Fisch jagen." Rasmus neigte sich für einen Kuss zu ihm und lächelte sacht. Dario hatte nichts von dem Zauber bemerkt, es war anfangs auch besser so und der Magier konnte sich auch denken, daß Dario es gar nicht erst verstand.

Dankbar und glücklich über den Kuß, erwiderte ihn der Goldene so lange er anhielt, ehe er sich löste und mit einem leisen "Gerne." zum Wasser ging, hineinsprang und schon im Sprung die Beine wieder in den Fischschweif wandelte. Dario genoß es, wieder schwimmen zu können – das Wasser war sein Element und er liebte das Gefühl, zu schwimmen, auch wenn er dabei das Jagen nicht vergaß und nach kurzer Zeit schon mit zwei großen Fischen ans Ufer zurückkam. Das Blut war dabei von seinem Körper gewaschen worden und er wandelte noch vor dem Ufer den Fischschweif in die Beine – Dario wußte, daß er die Beine wieder stark bekommen mußte, und das konnte er nur, indem er sie immer wieder benutzte.

Und das sah Erasmus mit großem Wohlwollen. Er bemerkte die Unsicherheit im Gang, doch es wurde jedes Mal ein klein wenig besser. "Ich massiere dich nachher wieder, dann erholen sich die Muskeln." Mit den Worten stand er selber auf und ging zum Lager, wo er in seine Tunika schlüpfte. Dann legte er etwas Holz auf einen Haufen und entzündete es durch einen Feuerzauber. Auch wenn Dario seinen Fisch roh aß, so mochte Rasmus ihn eher gebraten. "Nimmst du mir den Fisch aus, mein Schöner ?"

Ein leises "Ja, Herr." wispernd, gehorchte der Goldene unverzüglich und nahm die beiden Fische gekonnt aus – es genügte, die Bäuche mit seiner Kralle aufzuschlitzen und die Innereien herauszunehmen, ehe er den einen Fisch auf einen Zweig steckte und ihn Rasmus gab, während er bei seinem eigenen Fisch den Kopf abtrennte, den Fischleib auseinanderbog und genießend das rohe Fleisch verschlang. Sein Fisch war um das Doppelte größer als der für Rasmus – doch Dario wußte, daß der Schwarzmagier nicht so viel essen konnte wie er selbst und so hatte er sich nach anfänglichen Mißverständnissen daran gemacht, für ihn einen mittelgroßen Fisch zu fangen, während er wie immer für sich ein ausgewachsenes Exemplar erjagte.

Rasmus steckte den Fisch ans Feuer und beobachtete den Goldenen beim Schlingen. Irgendwie war es niedlich, doch jedem Anderen würde wohl übel werden. Aber wenn man es genau sah, benahmen sich die Menschen in Rom ebenso, nur daß sie keinen rohen Fisch aßen. Nebenher drehte er den Fisch um und stocherte ein wenig im Feuer, um es etwas anzustacheln. "Wenn wir zu Fuß unterwegs sind, werde ich einen Tarnzauber über uns legen. Du und ich, wir sind sehr auffällig."

Dario war gerade dabei gewesen, sich die Finger abzulecken, als er bei den Worten innehielt, kurz nachdachte und schließlich leise seufzend nickte. "Ja ... bei dir sind es die Augen, Herr – bei mir ist es die Farbe, die Schuppen und die Flossen. Es ist gut, daß du uns tarnen kannst ... es macht vieles leichter." Er hatte sich darüber schon ein wenig Gedanken gemacht – doch wie er es sich gedacht hatte, fand Rasmus eine Lösung für das Problem und der Goldgeschuppte überließ ihm die Führung gerne.

Wieder einmal musste Erasmus feststellen, daß Dario wie ein treuer Hund war. Er blieb bei ihm, vertraute ihm, folgte ihm und beschützte ihn, wenn Gefahr drohte. "Sieh dich im Wasser an." erklärte er knapp und sprach dann einen Zauber, der das Aussehen Darios veränderte. "Sag mir, ob dir gefällt, was du siehst."

Ein wenig verwundert hob der Goldgeschuppte eine der hellblonden Brauen, doch er nickte nur und neigte sich zum Wasser, um sein Spiegelbild zu betrachten. Zuerst zuckte er sichtlich erschrocken zurück – doch dann neigte er sich erneut über das Wasser und betrachtete die Gestalt, die er erblickte, ehe er sich zu Rasmus wendete und zögerte. "Kannst du mir wenigstens mein Aussehen geben ? Es ist seltsam, ein Gesicht zu sehen, das nicht meins ist." Es machte Dario ein wenig Angst, daß er so völlig anders aussah – doch er wußte nicht, wie er es dem jungen Magier anders sagen konnte.

"Natürlich, verzeih, ich vergaß." wisperte Rasmus und veränderte Dario erneut. Nun hatte er neben der gebräunten Haut und dem blonden Haar eines Germanen seine normalen Gesichtszüge. Rasmus selber veränderte nur seine Augen und Haare und so wurde aus dem Rot der Augen ein sanftes Rotbraun und aus dem Rotschimmer ein Braunschimmer. "So denke ich fallen wir nicht auf, mein Schöner."

Mehr als nur erleichtert nickte der Goldgeschuppte zu seinem neuen Ebenbild – und nach einem Moment der Überlegung nahm er ein Lederband von der Seite, band seine Haare locker im Nacken zusammen und sah zu dem jungen Magier, um ihn nun ebenso zu mustern. "Du siehst gut aus, Herr – so fällst du nicht auf. Und ich auch nicht, man sieht nicht einmal mehr die Flossen, auch wenn ich sie sehen kann. Wir sollten nur vielleicht im nächsten Dorf eine Hose für mich kaufen ... die Menschen mögen es nicht sehr gerne, wenn man nackt ist." Bei dem Letzteren erwachte eine tiefe Röte auf den Wangen Darios, denn auch wenn er selbst sich nicht für seinen Körper schämte, so wollte er doch nicht, daß Rasmus deshalb Ärger bekam.

Diese Röte gefiel dem Magier und er lachte heiter. "Oh, wenn es nach mir gänge, könntest du auch nackt herumlaufen. Dein Körper ist in jeder Gestalt viel zu schön, um ihn zu verbergen. Aber ich weiß auch, daß es nicht besonders klug wäre. Bei der nächsten Möglichkeit, die sich uns bietet, werde ich dir Kleidung besorgen." Während er sprach, nahm er den Fisch vom Feuer und fing an, ihn zu essen, als er zu Ende geredet hatte. "Lauf noch ein wenig, es wird den Beinen gut tun. Und danach massiere ich sie wieder."

Dario nickte nur und stand langsam auf, drehte sich um und ging dann zunächst langsam zum Waldrand, ehe er langsam schneller wurde, als er im Unterholz ankam. Der Goldgeschuppte wußte, wie wichtig es war, daß er wieder sicher auf seinen Beinen wurde; er konnte sich noch daran erinnern, vor seiner Gefangenschaft in den Wäldern gelaufen zu sein und ärgerte sich innerlich, daß er es verlernt hatte. Doch seine Fußsohlen wurden durch die Selbstheilung härter und gewöhnten sich langsam an den Untergrund, so daß er schon bald die kleinen Steine oder Zweige nicht mehr spürte. Auch seine Beinmuskeln gewöhnten sich langsam an die Bewegungen und nach einer Weile fing er an, langsam zu laufen. Er wußte, daß er nicht lange durchhalten konnte, doch es war nötig, um die harten Muskeln seiner Beine wieder ausdauernd zu bekommen. Erst nach einer Stunde kam er wieder ans Ufer des Sees zurück und ließ sich neben Rasmus nieder, keuchte leise und schloß einen Moment lang die Augen, um wieder ruhiger zu werden.

Rasmus hatte derweil gegessen, seine Unterlagen sortiert und wieder verkleinert. Dem Zauber kam er langsam näher, doch jetzt kümmerte er sich um den Blonden und zog eines seiner Beine auf seinen Schoß, um es ordentlich zu massieren. Die Muskeln waren warm, aber trotzdem auch verspannt. So knetete er sie sorgfältig weich und summte leise ein Lied dabei, das er von dem Schamanen gelernt hatte. In solchen Momenten konnte man nicht glauben, daß er innerlich verderbt und schwarz war, aber er war es.

Indessen schloß Dario seine Augen und legte sich auf das Fell, auf dem auch Rasmus saß, so daß er ein wenig um ihn herumlag. Es war ein herrliches Gefühl, von ihm massiert zu werden und der Goldgeschuppte konnte es noch immer nicht so ganz glauben, daß sein Herr ihm diese Zärtlichkeit zukommen ließ. Doch Dario hinterfragte es nicht – er genoß es nur und grollte weich, entspannte die erschöpften Muskeln seiner Beine und suchte dabei die Nähe des jungen Schwarzmagiers. Das Lied entspannte ihn noch zusätzlich – doch auf den Gedanken, daß es einen Widerspruch zwischen dem Schamanischen und dem Schwarzen in Rasmus oder auch in dessen Taten und dem, was er eigentlich als Schwarzmagier tun müßte, gab ... auf diesen Gedanken kam Dario nicht, da er nicht nachdachte, sondern nur gehorchte.

Diesen Widerspruch, der in ihm war und der sich eigentlich gegeneinander aufhob, verstand Rasmus selber nicht. Vielleicht lag es an der Liebe, die er für den alten Schamanen empfunden hatte und noch immer empfand. Aber daran dachte er im Moment nicht, er lächelte und beobachtete, wie sich der Blonde regelrecht um ihn herumkringelte. So massierte er länger als nötig und als er dann endlich aufhörte, legte er sich ebenso nieder, um noch etwas Ruhe zu genießen. Die Nähe reichte ihm im Moment, mehr wollte er nicht.

Und Dario zog ihn so wie immer in den letzten Tagen an sich, so daß er den jungen Magier einerseits mit seinem heißen Körper wärmte und ihm andererseits auch als Kissen diente. Er hatte sehr schnell gemerkt, daß Rasmus es genoß, sich an die Muskeln des Größeren zu lehnen und so bot ihm Dario auch die Möglichkeit, froh darüber, daß sein neuer Herr es so sehr genoß, ohne daß er ihn dabei verletzte wie es der alte Herr des Fischmenschen getan hatte. Auch er ruhte noch ein wenig ... sie würden noch den ganzen Tag zuerst auf dem See und dann auf dem Fluß unterwegs sein, bis der Goldgeschuppte nicht mehr in dem Wasser schwimmen konnte.

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