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”Eine Mondnacht in Venedig” 01
 

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Eilig huschte eine Magd durch das Haus und eilte zu der Tür. Als sie öffnete, stand ein ihr schon sehr bekannter Bote vor der Tür und sie lächelte sacht. "Guten Morgen, Pepe ... wieder eine Einladung für den Herrn?" Sie seufzte leise, als Pepe nickte. "Ja, ein weiterer Ball. Aber ein Gutes hat es ja, solange der Herr nicht heiratet, hab ich immer gut zu tun." Er lachte leise und gab Lucia den Brief. "Bis bald, ich bin sicher, ich bin nicht das letzte Mal gekommen." Mit den Worten verabschiedete er sich und Lucia schloss die Tür. Sie seufzte erneut und eilte zum Herrenzimmer, in dem ihr Herr mit einigen seiner Freunde saß. Hoffentlich zerstörte sie nicht die gute Stimmung. An der Tür angekommen, klopfte sie sacht und trat dann ein. "Ein Brief für sie." Raffaele ahnte es schon und nahm den Brief an. Lucia verließ den Raum auch gleich wieder und hörte nur noch das leise Seufzen, als sie die Türe schloß. "Schon wieder ein Ball. Meine Eltern geben einen nach dem anderen, nur um mich zu verkuppeln. Statt selber auf Bälle zu gehen, werfen sie das Geld aus dem Fenster."

"Ja, ich weiß – ich habe Heute früh auch eine Einladung bekommen, sie denken, daß du eher kommst, wenn ich dabei bin. Und daß so viele heiratswillige Töchter eingeladen sind ist Absicht, schließlich sind wir alle hier ja noch begehrte Junggesellen." Die Worte Antonios brachte die Männerrunde zu einem herzhaften Lachen ... es war ein immer wieder gepflegter Scherz zwischen ihnen, denn Keiner von ihnen zeigte ein Interesse daran, zu heiraten.

Weil keiner von ihnen Interesse an Frauen zeigte und sich lieber mit dem gleichen Geschlecht abgab. "Es gab nur eine Frau in meinem Leben und so soll es bleiben." murmelte Raffaele und lächelte sacht. Er erinnerte sich immer wieder gern an sie zurück und driftete kurz in seine Erinnerungen ab. "Antonio, frag ihn doch mal ... ihr kennt euch schon am Längsten." Fabrizio tuschelte und stubste Antonio sacht an. Raffaele hatte bisher noch nicht von dieser Frau erzählt und sie waren alle sehr neugierig.

Selbst dieser wußte nichts davon und neigte sich neugierig werdend zu seinem Freund, den er schon seit ihrer Kindheit kannte. "Das sieht dir gar nicht ähnlich, Raffaele – mir ein Geheimnis so lange vorzuenthalten. Komm, erzähl ... du weißt, daß es bald Abend wird und wir gehen müssen, versüße uns die wenige Zeit noch mit dieser Geschichte."

"Ob sie süß wird, das kann ich nicht versprechen." Raffaele trank einen Schluck Wein, doch dann fing er an, zu erzählen. "Es ist 19 Jahre her, auch da gab es einen Sylvesterball. Auch diesen gaben meine Eltern, wie jedes Jahr, und auch da wollten sie mich verkuppeln. Und ich ging zu unserem Schneider, um mir ein Kostüm schneidern zu lassen."

~~~***~~~ Im Jahre 1835 ... ~~~***~~~

"Nicht zu prunkvoll, Meister." gab Raffaele etwas hibbelig an und der Meister lachte auf. "Ich weiß, mein Junge ... oh verzeih, du bist ja jetzt ein Mann mit deinen achtzehn Jahren. Schon als Kind wolltest du nicht der Bunteste sein ... Elena, bring den schwarzem Samt!" Der Meister drehte sich zu seiner Magd um und winkte, daß sie sich beeilen sollte.

Diese verschwand auch gleich mit einem "Sofort, Herr." und lief nach hinten in das Lager, um den schweren Ballen mit dem schwarzen Samt zu holen und dem Schneidermeister zu bringen. Sie war noch neu ... die vorige Magd hatte vor drei Wochen geheiratet und so wurde Elena als ihr Ersatz eingestellt, um dem Schneider und dessen Familie zur Hand zu gehen. Noch immer war so vieles neu und seltsam - doch sie eilte sich und kam wieder in das für die adeligen Kunden vorgesehene Zimmer, legte den Ballen zu den anderen Stoffballen und zog sich mit einem "Hier, Herr." erneut zur Türe zurück, die Hände sittsam gefaltet und den Blick ebenfalls sittsam gesenkt. Doch unter den langen Wimpern und ihren ebenso langen, teilweise in die Stirn fallenden Ponys konnte sie hin und wieder einen Blick auf den Kunden erhaschen: Ein junger Adeliger, der sich ein Kostüm für den bevorstehenden Sylvesterball seiner Familie schneidern ließ. Jung, gerade eben zum Mann geworden ... vielleicht ein Jahr älter oder in ihrem Alter, und mehr als nur anziehend. Gerade die so ungewöhnlichen Augen in dem schönen, maskulinen Gesicht faszinierten die junge Magd – das eine Auge war so hellblau wie ein wolkenloser Himmel, das andere Auge besaß die satte Farbe von Saphiren.

"Wenigstens muss ich dich jetzt nicht mehr ausmessen, Raffaele, es sei denn, du isst dich rund." scherzte der Schneider und lachte, als der junge Mann kurz nach Luft japste. "Ich werde meinen Körper sicher nicht mit einer Wampe verunstalten." Mit den Worten brachte er den Schneider wieder dazu, leise zu lachen, doch er beruhigte sich wieder, als er hörte, daß ein Kunde sein Geschäft betrat. "Ich bin gleich wieder bei dir ... schön stehenbleiben." Mit den Worten huschte er davon und Raffaele stand ruhig auf dem Hocker. Sein Blick folgte kurz dem Schneider, dann richtete er sich auf die neue Magd. "Du bist neu, nicht wahr?"

Elena erschrak sichtlich, als der junge Herr sie ansprach und blickte ihm kurz ins Gesicht – doch dann erinnerte sie sich ihrer Manieren, knickste kurz und senkte dabei leicht errötend den Kopf. "Ja, Herr ... Maria, die vorige Magd, hat vor drei Wochen geheiratet und ich wurde hier eingestellt, um der Herrin und dem Herrn zur Hand zu gehen. Bitte verzeiht meine vorige Unhöflichkeit, Herr."

"Ach was, du warst doch nicht unhöflich." erwiderte Raffaele und musterte die hübsche Magd. Sie hatte braunes Haar mit sanften Wellen und die Augen sahen aus wie Veilchen. Sie war ruhig, sittsam und nicht so seltsam, wie es die adligen Mädchen in ihrem Alter waren. Daß ihr Haar hier und da aus dem Zopf sprang, machte sie fast noch niedlicher. Lange konnte er sie aber nicht betrachten, der Schneider kam wieder und es schickte sich auch nicht, eine Frau so intensiv anzustarren.

Die junge Magd hatte gut zu tun, nicht noch mehr zu erröten, als sie den Blick des jungen Adeligen bemerkte. Doch zu ihrem Leidwesen befahl der Schneider ihr, stehenzubleiben, damit er sie nicht rufen mußte, falls er noch etwas brauchte – es war eine süße Qual, hier zu sein und dabei zuzusehen, wie der Schneider die Stoffe anhielt, sich mit dem stattlichen, jungen Mann unterhielt und die verschiedenen Möglichkeiten durchsprach, die es für Kostüme gab.

Hin und wieder blickte der junge Mann zu Elena, er war ganz fasziniert von der Natürlichkeit dieser jungen Frau. "Könnten wir Morgen weitermachen? Ich habe vergessen, daß ich noch etwas Dringendes zu erledigen habe." Er tat vergesslich und seufzte leise. "Wo habe ich nur meinen Kopf?" Daß er leicht verschusselt erschien, war allgemein bekannt und so lachte der Meister und nickte. "Ein Wunder, daß du nicht schon deinen Kopf irgendwo vergessen hast. Nun, dann geh, wir machen Morgen weiter." So konnte er sich um den neuen Kunden kümmern. "Elena? Bring dem jungen Herrn seinen Mantel."

"Natürlich, Herr." Sie beeilte sich, das wertvolle Stück behutsam aufzunehmen, kam zu dem jungen Adeligen und hielt den Mantel auf und so, daß dieser problemlos einschlüpfen konnte. Daß Raffaele dabei jedoch so nahe kam, daß sie die Wärme seiner Schultern und des Haares fühlen konnte, war unerwartet ... und so schön, daß sie wieder leicht errötete und beschämt den Blick senkte, als sie ihm beim Einschlüpfen half. Sie traute sich nicht, etwas zu sagen – doch sie freute sich ein wenig darauf, ihn Morgen wiederzusehen, auch wenn sie ihn nur still von weitem bewundern konnte.

Der Meister war schon zu seinem Kunden geeilt und so nutzte Raffaele die Chance und drehte sich zu der Magd um. "Ich freue mich, dich Morgen wiederzusehen. Du bist ein schönerer Anblick als Maria." Er war versucht, sie zu küssen, nur um zu sehen, wie sie errötete. Doch er beherrschte sich, weil es gemein gewesen wäre.

Doch sein Wunsch wurde ihm auch so erfüllt, denn Elena errötete tief bei dem Kompliment und wisperte nur ein leises "Ich ... ich danke euch, Herr.", ehe sie den Blick scheu hob und ihm in die so einzigartigen Augen sah. Der Anblick alleine genügte, daß ihre Röte wieder verflog ... doch dann erinnerte sie sich wieder ihrer Manieren, knickste und senkte beschämt den Blick, als sie zurücktrat und ihm die Türe aufhielt.

Raffaele steckte ihr aber noch etwas in die Schürzentasche und wisperte ein "Bis Morgen." Dann verließ er die Schneiderei und zog draußen den Mantel etwas enger. Dieser Winter war ziemlich kalt, aber er hatte Heute etwas gesehen, das sein Herz sehr wärmte.

Zu verblüfft, um gleich zu antworten, brauchte Elena einige Momente, um sich wieder zu fangen ... denn der junge Adelige war ihr nicht nur nahe gekommen, sondern sehr nahe. Dann fühlte sie in ihre Schürzentasche und atmete erschrocken ein, als sie ihre Hand hervorzog. In ihr lag ein Geldstück – und zwar ein sehr hohes, so viel, wie ihr halber Monatslohn. Hastig steckte sie es wieder ein und schluckte schwer ... dies war ein mehr als nur großzügiges Geschenk, auch wenn dieser junge Herr genug Geld hatte, als daß es für ihn von Belang war. Für die junge Magd bedeutete dies aber, daß sie sich endlich ein neues Paar gebrauchter Schuhe und vielleicht auch einen wärmeren Umhang kaufen konnte – ein Gedanke, der sie leicht lächeln ließ, bis der Schneider sie wieder rief.

~~~***~~~

Am nächsten Tag ging Raffaele mit mehr Elan zu dem Schneider. Als er eintrat, klingelte die Ladenglocke und der Meister steckte seinen Kopf durch den Vorhang. "Ich brauche noch ein wenig, du bist zu früh." Dann verschwand er. "Elena, bring dem jungen Herren einen warmen Tee." Er beauftragte die junge Magd, während Raffaele sich in den Sessel setzte, der für die wartenden Kunden vorgesehen war. Er war gespannt, ob Elena sich etwas gekauft hatte und wenn ja, was es war.

"Sofort, Herr." Die junge Magd eilte sich, den verlangten Tee in der Küche zu holen und schenkte ihn ein, stellte die feine Porzellantasse samt Unterteller auf ein Tablett und stellte noch die Zuckerdose, ein Milchkännchen und einen Teller mit hausgemachten Keksen dazu, ehe sie es aufnahm und zu dem wartenden Kunden brachte. "Einen guten Morgen, Herr ... ich habe euch Zucker und Milch dazugestellt und auch ein paar Kekse, da der Kunde noch ein wenig Zeit beanspruchen wird." Elena knickste wieder sittsam und stellte das Tablett auf das kleine Tischchen neben dem Stuhl, während sie darauf achtete, nicht wieder so unhöflich zu sein und den Blick zu dem adeligen Kunden zu heben.

Aber Raffaele wollte, daß sie ihn ansah und schnipste kurz laut mit den Fingern. Als sie aufsah, lächelte er und fragte leise. "Hast du dir etwas gekauft?" Er war neugierig was es war, und das sah man ihm auch ziemlich deutlich an.

Das brachte Elena dazu, wieder zu erröten und sie lächelte verlegen, ehe sie den Blick wieder senkte und den Rock ihres Kleides etwas hochhob, so daß man die Schuhe sehen konnte. "Ich habe mir ein neues Paar Schuhe gekauft, Herr ... ich danke euch, daß ihr ... ich ... Danke." Sie war sichtlich verlegen und wußte nicht, was sie sagen sollte und so ließ sie den Rock wieder fallen und errötete noch mehr.

"Gern, und es ist gut, daß du dir Schuhe gekauft hast, du musst hier ja auch viel herumlaufen." Jede andere Frau hätte sich vielleicht Schmuck gekauft, jedenfalls die Frauen, die er kannte ... diese junge Frau war so bescheiden und das machte sie noch hinreißender. "Darf ich fragen, wie alt du bist?" Er fragte leise und hoffte, daß sie ihn wieder anblickte.

Da sie merkte, daß dieser junge Herr scheinbar nichts dagegen hatte, daß sie ihn ansah, hob Elena auch wieder scheu ihre Augen, ehe sie ihm antwortete und dabei ein klein wenig nervös die Schürze zwischen ihren Händen knotete. "Ich bin achtzehn Jahre, Herr ... schmeckt euch der Tee nicht? Soll ich euch einen anderen machen?" Sie war sich etwas unsicher, weil der Kunde bisher weder den Tee noch die Kekse angerührt hatte.

Das bemerkte Raffaele jetzt und er nahm einen Schluck und kostete auch einen der Kekse. "Beides ist köstlich, die Kekse sind von dir, nicht wahr? Die gab es nämlich nicht, als Maria da war." Als sie errötete, lächelte er und stand auf. Er hörte, daß der Meister noch beschäftigt war und wusste, daß sie nicht erwischt wurden. "Ich weiß, die Frage ziemt sich nicht, aber darf ich dich küssen?" Raffaele hatte das unbändige Verlangen, die zarten, ungeschminkten Lippen mit den seinen zu berühren.

"Herr?" Einen Moment lang war Elena zu verwirrt, um etwas zu sagen – doch die Nähe dieses jungen Mannes war schön und das ehrliche Lächeln, das sie in dessen verschiedenfarbigen Augen sah, stimmte sie schnell um. "Wenn ihr es wollt, Herr?" Sie lächelte wieder scheu und löste die Hände aus ihrer Schürze ... auch wenn sie ahnte, daß der Adelige nur mit ihr spielen wollte, es war ihr egal, solange sie zumindest das bekam. Daß es mehr werden könnte, daran wagte sie nicht einmal zu träumen – denn sie war nur eine einfache Magd und deshalb Welten unter dem Stand, den dieser Mann inne hatte.

"Danke sehr." wisperte der Schwarzhaarige und lächelte kurz sacht, bevor er sich ein wenig herabneigte und unbeholfen die weichen Lippen mit seinen eigenen berührte. Es war sein erster richtiger Kuss und sein Herz flatterte regelrecht. Der Kuss dauerte nicht lange, aber er hielt lange vor, weil Raffaele die Wärme von Elenas Lippen immer noch fühlen konnte. Es zeigte sich sogar eine scheue Röte auf seinen Wangen. "Danke sehr."

Elena brauchte noch einen Moment, um sich zu fangen – sie hatte bei dem zarten Kuß die Augen geschlossen und fast zu atmen vergessen, da er so sanft, zärtlich und schön gewesen war. Erst, als Raffaele sprach, öffnete sie wieder die Augen und blickte zu ihm hoch, lächelte scheu und hob die Hand, um sie kurz auf die kräftige Brust des Mannes zu legen. Es fühlte sich herrlich an – so warm, und sie konnte den heftigen Herzschlag unter ihren Fingerspitzen fühlen.

Auch wenn Raffaele dieses Mädchen gerade erst kennengelernt hatte, wusste er, daß er drauf und dran war, sich in sie zu verlieben. Sie war ehrlich und nicht so verlogen wie die reichen Mädchen, es war, als wäre sie für ihn bestimmt. "Bitte, darf ich nochmal?"

"So oft ihr es wollt, Herr." Die Stimme Elenas war fast nicht verständlich, doch sie meinte es ernst – auch wenn es für den jungen Mann nur ein Spiel sein konnte, sie als Magd durfte nicht erwarten, soviel Glück wie Maria zu haben. Und eigentlich ... wollte sie auch keinen Anderen als diesen wunderschönen, höflichen, jungen Mann, der sie um das fragte, das er sich eigentlich ungefragt hätte nehmen können.

Obwohl Elena eine Magd war, so respektierte Raffaele sie und ihre Wünsche. Erst nach ihrer Zustimmung lächelte er sanft, hob seine Hand und berührte ihr Kinn, als er sie nun ein weiteres Mal sehr sanft küsste. Diesmal war es etwas länger und er atmete ihren herrlich natürlichen Duft ein. Nur langsam löste er seine Lippen und er konnte ihr jetzt direkt in die Augen sehen. "Danke." Dann zuckte er zurück und setzte sich rasch auf den Sessel, denn er hörte, wie der Meister auf den Vorhang zustapfte.

Selbst erschreckend, beeilte sich die junge Braunhaarige, ihre Schürze und ihre Haare wieder in Ordnung zu bringen, ehe sie sich an die Seite stellte und sittsam den Blick senkte. Und keinen Moment zu früh – kaum, daß sie dort stand, trat der Schneider auch schon durch den Vorhang und begrüßte den jungen Adeligen, der sie kurz zuvor noch so wundervoll zärtlich geküßt hatte.

Raffaele stand auch gleich auf und ließ sich von dem Schneider in den Nebenraum ziehen. Er fand es schade, daß sie so wenig Zeit gehabt hatten, aber er hatte sie geküsst, ihr ihren ersten Kuss gegeben und so seinen ersten Kuss erhalten, er war glücklich.

~~~***~~~***~~~

Zwei Monate vergingen wie im Flug und Raffaele betrat das kleine Zimmer, das ihnen der Schneider zur Verfügung gestellt hatte. Der Alte war nicht dumm, daß die Zwei total verliebt waren, übersah man kaum und die allzu oft eingerissene Kleidung, mit der dieser junge Bursche immer wieder angekommen war, hatte auch ein Teil zu dieser Erkenntnis beigetragen. "Liebste." Elena war natürlich schon da und kaum im Zimmer, zog er sie an sich, um sie leidenschaftlich zu küssen.

Ein Kuß, der mit zarter Wonne erwidert wurde. Es war der jungen Magd noch immer unbegreiflich, wie Raffaele sich in sie verlieben konnte – doch es war so, sie konnte es in seinen herrlichen Augen sehen und lächelte, als sich ihre Lippen wieder lösten und sie ihre Arme zärtlich um dessen Mitte legte und den starken Rücken berührte. "Mein Liebster ... die letzten Tage waren so leer ohne dich. Ich wünschte, wir könnten zusammensein ... auch wenn ich weiß, daß es nicht möglich ist. Ich liebe dich so sehr, mein Liebster - ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich es vermißte, dich zu fühlen, deine starken Arme und deine zärtlichen Lippen."

"Ich habe dich auch vermisst, so schrecklich vermisst." Für ihn war es nicht weniger unerträglich: Da war sie, die Frau die er liebte, und er durfte sie nicht heiraten. Aber er hatte etwas auf dem Herzen und nahm ihre Hände. "Ich liebe dich über alles ... ich ... bitte, darf ich mit dir das Bett teilen? So wie Ehemann und Eheweib. Wenn wir schon nicht heiraten dürfen dann wäre es schön, wenn wir in unseren Herzen diesen Bund schließen." Raffaele war sehr aufgeregt und seine Augen flackerten ein wenig, wieder fragte er, denn er würde nichts tun, was sie nicht wollte. Dann ging er auf ein Knie und blickte zu Elena auf. "Du bist meine Einzige, du wirst meine Einzige bleiben, auf immer und ewig."

"Raffele ..." Sie war von seinen Worten überwältigt und wußte im ersten Moment nicht, was sie sagen sollte. Doch dann wurde es ihr klar und sie lächelte, als sie seine Hände in die ihren nahm und ihn zu sich hochzog. "Ich liebe dich über alles, mein Liebster ... wenn du es möchtest, dann schenke ich mich dir. Du bist alles, das ich will – und wenn es nur in unseren Herzen und in meinem Bett ist, zumindest dort sind wir zusammen." Sie wußte, daß es auch passieren konnte, daß sie ein uneheliches Kind empfing – doch das war ein Schicksal, das so gut wie alle Mägde teilten, und sie hatte Glück, daß ihr Herr seiner Frau treu war.

Daß er ein Kind zeugen könnte, war dem Adligen auch bewusst und er hob ihre Hände an, um sie zu küssen. "Wenn du ein Kind von mir bekommen solltest ... ich werde dafür sorgen, ganz sicher, ich verspreche es dir." Er wollte ihr diese Sorge nehmen und irgendwie hoffte er auf ein Kind, denn es würde ein Zeichen ihrer Liebe sein.

Leise aufschluchzend, lächelte Elena und schmiegte sich an ihn, während ihre Freudentränen sein Hemd netzten ... wie sehr hatte sich darauf gehofft und nun würde es Wirklichkeit werden. Ein Kind ... ein Kind von dem Mann, den sie liebte und der sie ebenfalls liebte. Natürlich würde es ein Bastardkind sein und niemals als Raffaeles Sohn anerkannt werden – doch das war ihr egal, es wäre das Kind ihrer Liebe und sie würde es mit all der Liebe aufziehen, zu der sie fähig war.

 

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