Balken01a


”Winter’s Shadow” 03
 

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Die ganze Festung war auf Achse, als Noemi mit ihrer Kutsche einfuhr, die Kunden müssten auch bald kommen und sie wunderte sich ein wenig, warum der Schnee vom Hof gekehrt wurde. Als sie ausstieg, kam Onderon hinaus und begrüßte sie wie immer ganz in Ruhe und musterte dann gleich den hübschen Sklaven, auch wenn er angekleidet war wegen der Reise. Man sah ihm an, wie gut er schon erzogen worden war, er neigte untergeben den Kopf und ließ sich gelassen mustern. "Fein, fein, er wird gleich mitversteigert." Noemi blickte auf. "Bitte ?...Sag nicht, du versteigerst Heute ?" Onderon nickte und grinste, dann packte er seine Schwester am Arm, als sie sich umwenden und wieder in die Kutsche wollte. "Nix da, Schwesterchen, du hilfst uns ein wenig....Erik !" Er hielt sie gepackt und schob den neuen Sklaven zu Erik. "Bring ihn in eine der Zellen und sieh zu, daß er sich auszieht und nochmal wäscht. Die Kunden kommen bald."

"Wie ihr es wünscht, Herr." Kalt und knapp antwortend, neigte Erik den Kopf - schnappte sich dann den neuen Sklaven am Kragen, brachte ihn wie verlangt zu den Anderen und ließ ihn dort entsprechend unterbringen. Tark nickte einfach nur darauf und sah kurz zu Onderons Schwester - hob eine seiner Brauen und lächelte ein wenig zynisch, als er die Unterlagen durchsah. "Wir können wirklich jede Hilfe gebrauchen, Noemi ... die Kunden, die kommen, sind ein wenig sehr ... anspruchsvoll."

Noemi seufzte, sie musste sich ja wohl oder übel geschlagen geben. Als Onderon ihr sagte, wer kam, verstand sie, warum solch Hektik geboten war. In der Küche war sicher Hochbetrieb. Der große Verkaufssaal wurde hergerichtet, die Käfige dort mit Fell ausgelegt und Tische mit Essen aufgebaut, an denen sich die edlen Herren den Wanst vollschlagen konnten. Klar half Noemi und sie würde auch so helfen und die Sklaven bewachen. Onderon, Tark und sie wussten, daß die Käufer gern begrabbelten, was sie sich wünschten, doch das sollte nicht sein. Gerade, als die erste Kutsche auf den Hof fuhr, wurde befohlen, die Sklaven in die Käfige zu bringen. Es waren eher edle Käfige mit feingeschwungenen Gittern, damit die Edelware darin auch besonders aussah. Noemi verdrehte die Augen, als sich der unbeliebte Kaskal aus der Kutsche wälzte. Der feiste Wanst war gut in Felle und feine Stoffe gehüllt und er lächelte, als er Onderon sah, der mit Tark und Noemi auf die Kunden wartend bereitstand, um sie zu empfangen. Der Fette wurde auch sogleich von Toola hineinbegleitet. Noemi blieb zu Recht in der Nähe, denn der kleine Elf quietschte auf, als Kaskal ihn etwas grober packte und begrabbelte. "Dieser da ist Onderons persönlicher Besitz, ich sollte es wissen, Kaskal..." Onderon hörte das Zicken seiner Schwester fast bis nach Draußen und Toola kam etwas zerzaust zu ihm zurück. "Ich denke, Noemi verhindert das Schlimmste und lenkt ihn mit dem Buffet ab." Kommentierte der Sklavenhändler und blickte grinsend zu Tark.

"Ich hoffe es - ich kann ihn nicht leiden, einzig sein Geldbeutel macht ihn erträglich. Leider." Leise zu seinem Gefährten wispernd, konnte sich der Folterer einen geringschätzigen Blick nach Innen in den Empfangsraum nicht verkneifen - dann versiegte dies allerdings wieder in seiner gewohnten Kühle, als er der nächsten Kutsche entgegensah, die in den Hof fuhr, gefolgt von weiteren Kutschen, welche auch die anderen, angekündigten Kunden brachten. Geübt und trotz seiner Kühle höflich, begrüßte sie Tark - überließ es jedoch pflichtschuldigst seinem Gefährten, weitere Gespräche mit ihnen zu führen, da er schließlich der Herr der Burg war.

Rasch waren alle Kunden begrüßt, Onderon ging mit Tark und Toola zurück in den Verkaufsraum, in dem er noch weiter mit den Kunden tratschte. Kaskal hatte sich schon halb durch sämtliche Gerichte gefuttert und kam mit einem bepackten Teller an den Käfigen vorbei, Noemi beobachtete ihn mehr als genau, vor Allem, weil er vor Rajaes Käfig fast schon zu lauern schien, daß der junge Sklave sich ein wenig bewegte. Raj dachte jedoch nicht mal annähernd dran, sich zu rühren, er saß da, wie es ihm befohlen worden war und rührte sich aus Angst vor Tark kaum einen Millimeter. "Na, komm schon, Hübscher...Zeig mir doch mal deinen Hintern...Ich will sehen, was ich mir vielleicht kaufe." Raj tat nichts und der Feiste knurrte missmutig und ging dann doch weiter an den anderen Käfigen vorbei.

Auch Tark fiel das Verhalten auf und gerade wollte er etwas sagen, als er das dunkle Hallen von Pferdehufen hörte ... ein wenig verwundert gab er mit einem Nicken seinem Gefährten Bescheid und ging wieder raus auf den Hof, beim Anblick der pechschwarzen, schlichten Kutsche eine Braue hebend. Doch als Cayo ausstieg, änderte sich das Verhalten Tarks fast augenblicklich - mit einem nurmehr leicht kühlen Lächeln kam er dem jungen Mann entgegen, der seinen Kopf respektvoll neigte und dann leise lächelnd dem Folterer die Hand gab. "Es ist mir eine Ehre, Tark - ich habe schon sehr viel von dir gehört, meine Brüder hielten nicht damit zurück, dich mir zu beschreiben. Ich dachte, ich sehe doch noch ein wenig vorbei - weißt du .... bei dem Ball letztens, ist mir etwas abhanden gekommen, das nun du und Onderon besitzt. Kannst du vielleicht ein wenig deiner Zeit für ein kurzes Gespräch erübrigen ? Es würde sich auch für euch lohnen ...." Leise schmunzelnd, erwiderte der Folterer den Händedruck und nickte - ging ihm dann in ein privateres Besprechungszimmer vor und bot seinem Gast einen Sessel, ehe er wieder zurück in den Empfangsraum ging und Onderon leise Bescheid gab.

Onderon hob eine Braue, als Tark ihm sagte, wer noch gekommen war und wandte sich an Noemi, sie solle auf die Kunden achtgeben, da noch wer gekommen war, der wichtig war. Begeistert war sie nicht gerade, aber das überging Onderon und folgte seinem Gefährten in das Zimmer. Cayo sah aus, wie erwartet, also hatte er ihn richtig erkannt auf dem Ball. "Es freut mich, euch wiederzusehen, junger Lord... Ihr seit groß geworden." Begrüßte er ihn lächelnd.

Leise auflachend, kam der junge Lord zu dem Größeren - nahm dessen Hand an und seine Augen leuchteten in einem weichen Lila auf, als er ihn musterte und dabei mit den Fingerspitzen leicht über dessen Pulsadern strich. "Du kannst mich duzen, Onderon - wir sind hier nicht in vornehmer Gesellschaft, bei der man die Etikette beachten muß. Es tut gut, euch Beide wiederzusehen - und du hast Recht, es ist viel zu lange her, ich hätte schon eher zu euch kommen sollen." Erst jetzt ließ Cayo die Hand des Größeren wieder los - setzte sich ebenso wie Tark und der Sklavenhändler auf einen der Stühle und nickte unmerklich, ehe er zu dem eigentlichen Grund seines Besuches kam. "Warum ich hier bin - ich suche die junge Frau, die ihr Beide auf dem Ball aufgegabelt habt. Sie hat mir eine meiner Broschen gestohlen und auch ein wenig meiner Würde - und ich würde sie mir gerne von euch kaufen, mir ein wenig Spaß mit ihr gönnen."

Onderon musste grinsen, auch wenn er es nicht unbedingt wollte. "Rajae hat dir mehr deiner Würde genommen, als du glaubst." Er ließ kurz offen, warum, und sah zu Tark. Er wusste, daß sein Gefährte die Anstecknadel hatte. Nach dem Blick sah er wieder zu Cayo und wurde ernst. "Ein wenig Spaß ?.. Wolltest du Raj schwängern ?...Ich kann mir denken, daß eine Frau, die dich bestehlen kann, eine würdige Mutter wäre... nur leider ist Rajae ein Mann, er ist bei den Sklaven, die wir versteigern. Jungfrau und ein Vermögen wert."

Für einen kurzen Moment entgleisten Cayo die Züge, als er die Nachricht hörte - dann strich er sich kurz über das Gesicht, ehe er den Hut abnahm und sein Cape ablegte. "Ein Mann ? Einerseits ist es gut, denn ich dachte schon, daß ich weich werden würde und einer Frau verfallen - andererseits ist es schlecht, dann nun fällt die Möglichkeit flach, einen Nachfolger zu zeugen." Ein wenig nachdenklicher werdend, tippte er sich dann gegen die Lippen - dann erwachte ein eher kühleres Lächeln und auch seine Augen veränderten sich leicht, zeigten für einen kurzen Moment einen rötlicheren Schimmer, als er dann wieder zu den beiden Anderen sah. "Ich denke, ich werde ihn kaufen - wenn ihr Beide es mir gestattet. Ich brauche einen Leibdiener und der Kleine ist wie geschaffen dafür. Auch wenn er ein Mann ist ...."

Onderon war der rote Schimmer nicht entgangen und er verstand sehr wohl, warum Cayo den kleinen Dieb kaufen wollte. "Gut, weil du es bist... Wir nehmen in aus der Auktion heraus. Aber ich kann dir gleich sagen, daß er als Leibsklave nicht gut geeignet ist. Zum Lustsklaven schon, wenn er einen fähigen Herren hat." Erklärte Onderon ehrlich und lächelte. "Und eine würdige Frau findest du bestimmt noch. Ich kann mich ja mal umsehen." Bot er an.

Erneut spielte ein unmerkliches Lächeln über die hübschen Züge des jungen Lords - dann nickte er und strich kurz über die Hand Onderons, während seine Augen langsam wieder zu dem weichen, dunklen Lila zurückfanden. "Ich danke dir, Onderon - es wird auch nicht dein Schaden sein, du weißt, daß meine Familie niemals geizig war, jedenfalls nicht bei euch. Und ja .... es wäre lieb von euch Beiden, wenn ihr euch umsehen könntet ...." Bei den letzteren Worten wurde Cayo wieder etwas nachdenklicher und seufzte leise, als er auch zu Tark sah - lehnte sich dann wieder zurück und schloß kurz die Augen. "Ihr wißt, daß es sehr schwer ist, eine Frau zu finden, die sich eignet. Zu wissen, daß es nur eine Nacht ist - daß das Kind einige Monate nach der Geburt weggenommen wird, um als Assassine aufzuwachsen. Wenn eine Frau stark und klug genug ist, in Frage zu kommen, ist es meist unmöglich, sie freiwillig dazu zu bewegen, das zu tun. Estephan hatte Glück - großes Glück, und ich denke, auch Morian hatte seine Finger im Spiel. Doch darauf kann ich mich nicht verlassen, leider. Wie gesagt - es wäre lieb von euch Beiden, wenn ihr mir dabei ein wenig helfen würdet, ihr sichtet sehr viele Ware. Und ich denke, darunter sind geeignetere Frauen als in den Kreisen, die ich so gerne beraube." Bei den letzten Worten hatte der junge Lord seine Augen wieder geöffnet - schmunzelte leise und auch Tark konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er daran dachte, wie verweichlicht die adeligen Frauen waren.

Onderon strich ebenso sanft über die schlanke Hand Cayos, eher, um ihn etwas aufzumuntern. "Estephan hatte wirklich sehr, sehr viel Glück Aber so war er schon immer.. Ich werde mich auf jeden Fall für dich umsehen." Vergewisserte er Cayo, auch er wusste natürlich, daß die Damen, die Cayo so gern beraubte, wahrlich nicht geeignet waren. Einen Moment später hörte man Flüche und laute Schritte, bevor die Tür aufflog und Noemi reingedonnert kam. "Verdammt noch mal, Bruder !!! Wärst du mal so nett und würdest endlich anfangen ?!! Die Herren langweilen sich schon und ich kann sie kaum noch von den Käfigen weghalten...Na ja, Einen, aber du weißt, wie schlimm dieser fette Sack ist !!...Toola hab ich schon rausgeschickt, damit der ihn nicht noch mal so begrabscht... Der is schon geil und denk nicht, daß ich die Erregung unter diesem widerlich fetten Wanst nicht bemerken würde !!!" Onderon grinste sie nur an und sah kurz zu Cayo, während er Noemi weiter zetern ließ. "Meine Zwillingsschwester hast du noch nicht kennen gelernt, oder ?"

Zuerst hatte der junge Lord nur eine Braue gehoben, als Noemi zu schimpfen begann – doch je länger sie wetterte, desto mehr zeigte sich ein leises Lächeln auf seinen Zügen. Als Onderon ihn fragte, sah Cayo wieder zu ihm – schüttelte langsam und unmerklich den Kopf und antwortete ein leises "Nein .... doch das werde ich nun nachholen.", ehe er aufstand und die vor Wut schäumende, stattliche und trotzdem schöne Frau vor sich musterte. Erst dann nickte er und neigte respektvoll seinen Kopf, ehe er sie wieder ansah und dabei seinen wirklichen, den ihm eigenen Charme erwachen ließ, nicht die Maske, die er anderen Frauen gegenüber zeigte. "Ich bin Lord Cayo de la Cariocha san Toriél und es ist mir eine große Ehre, dich kennenzulernen, meine Schöne." Tark hingegen schmunzelte nur – nickte innerlich, denn Noemi war gewiß nicht so dumm, auf das falsche Getue hereinzufallen, das Cayo immer als Tarnung benutzte und der Folterer hatte schon damit gerechnet, daß der junge Lord ehrlich mit ihr sein würde, ihr somit seinen Respekt bewies.

Noemi verstummte und hob eine Braue, man sah, wie skeptisch sie war und daß es in ihrem Kopf ratterte und ratterte. Als dann diese charmante Begrüßung kam, ein Schmus, den sie absolut nicht leiden konnte, drehte sie sich um. "Bin weg." Weit kam sie nicht, denn Onderon war aufgesprungen und hatte sich vor die Tür gestellt. Sein Grinsen war eindeutig. "Bleib doch bitte noch, Schwesterchen...Du wirst doch nicht so unhöflich sein und einfach Cayo ohne ein nettes Wort stehenlassen ?" Sein Grinsen wurde breiter, als Noemi ihn anknurrte und die Arme vor der nicht allzu üppigen Brust verschränkte. "Hör auf, so dämlich zu grinsen oder ich prügel es dir aus dem Gesicht !....Also gut, also gut, ich hör zu !" Wieder drehte sie sich herum und ließ sich in einen der Stühle fallen. Onderon öffnete die Tür derweil einen Spalt und sagte Erik, er solle Rajae zurück in die Zelle bringen, da er verkauft sei. Als Erik weg war, schloss er die Tür wieder und setzte sich auch wieder hin. "Cayo...Am Besten du erläuterst es ihr mal kurz....Und du hörst zu Noemi, es lohnt sich für dich."

Auch der junge Lord hatte sich wieder gesetzt und nickte einfach auf die Bitte Onderons - seufzte kurz und sah dann wieder zu Noemi, während seine Züge ernst wurden und auch die Weichheit seiner Augen einem ebenso tiefen Ernst wich. "Wie du denke ich weißt, entstamme ich der Familie, welche die Gilde der Assassinen seit je her führt. Ich denke, du weißt auch, daß wir eine besondere ... Regelung ... haben, was die Zeugung von Nachkommen betrifft. Ich bin auf der Suche nach einer Frau, mit der ich einen Sohn zeugen kann - eine Frau, die sowohl stark als auch klug genug ist, um zu gewährleisten, daß das Kind ebenso stark wird ... doch andererseits auch bereit ist, das Kind nach nur wenigen Monaten nach der Geburt in meine Obhut zu geben, damit ich ihn als meinen Sohn, Nachfolger und Gefährten aufziehen kann. Ich suche schon lange, doch vergeblich .... dachte, ich hätte vielleicht eine Kandidatin gefunden, doch so, wie es aussieht, hat Rajae mich ebenso hereingelegt. Doch nun sehe ich dich und neige mein Haupt vor deiner Schönheit, deiner Kraft und deinem Temperament. Es wäre mir eine Ehre, wenn du einwilligen würdest, mir meinen Nachfolger zu schenken." Nachdem er geendet hatte, verstummte Cayo und lächelte erneut, man sah ihm deutlich an, daß ihm viel an der Antwort Noemis lag - doch es war Tark, der nun das Wort ergriff und leise weitersprach. "Es bringt Vorteile, Noemi ... Cayo will keine Beziehung und er dürfte deinen Ansprüchen im Bett mehr als nur genügen - und du bräuchtest keine Sorge haben, danach auf dem Kind sitzenzubleiben. Und Mordred hätte endlich seinen Willen durchgesetzt, daß auch du endlich einen Sohn in die Welt setzt, um nützlich zu sein - doch anders, als er glaubt, könnte er keinen Finger an dein Kind legen, denn selbst er weiß, daß er sich nicht mit den Assassinen anlegen darf. Es wäre eine Vereinbarung, die allen Seiten helfen würde ....."

"Vater wäre sicher ziemlich wütend." Fügte Onderon auch noch an und das war es dann auch, das Noemi zum Nachdenken brachte. Allein, daß sie lächelte, sagte Onderon, daß sie gewonnen hatten und sie zustimmen würde. "Ihr Männer seit echte Arschlöcher...immer findet ihr Argumente, die Frauen umstimmen." Sie pausierte, sah zu Cayo, dann zu Tark und ihrem Bruder, bevor sie erneut Cayo betrachtete und ihn eingehend studierte. "Rajae muss wirklich gut sein wenn er selbst dich hat täuschen und beklauen können." murmelte sie und grinste. "Wir sollten das Ganze dann heute Nacht erledigen. Ich bin gerade in der richtigen Zeit... Und wehe, du holst die Plage nicht ab, dann komme ich und liefere ihn persönlich bei euch ab." Letzteres war eher weniger ernst. Onderon schnaufte erleichtert und lächelte zufrieden. "Ich mach's auch nur, weil ich Vater eins damit auswischen kann." fügte Noemi dann doch noch an.

"Es ist mir eine Ehre, Noemi ... eine Ehre und ausnahmsweise auch ein Vergnügen, denn du bist anders als die Zicken, die ich normalerweise um den Finger wickeln muß. Es tut gut, einmal eine Frau vor sich zu haben, die direkt und ehrlich ist. Wenn es dir recht ist, wickle ich noch kurz die Verkaufsverhandlungen ab - dann stehe ich dir zur vollen Verfügung." Mit den Worten schenkte der junge Assassine ihr noch einmal ein ehrlich erfreutes Lächeln - neigte respektvoll den Blick und sah erst dann wieder zu dem Folterer, der inzwischen schon die nötigen Verträge für den Verkauf Rajaes herausgesucht hatte.

"Ich bin ebenso erfreut." Mit den Worten verließ Noemi das Zimmer. Sie ordnete sich erst einmal ein wenig im Geiste. Ja, das würde ihrem Vater sicher nicht gefallen. Es war sicher, daß sie einen Sohn bekommen würde und er würde ihn nicht in seine gierigen Finger bekommen. Onderon wirkte zufrieden. "Ich wollte mich auch noch erkundigen, ob es Neuheiten gibt.. Neues Spielzeug für Tark ?"

Cayo hatte ihr noch nachgesehen und stutzte kurz bei der Wortwahl des Silberhaarigen - schmunzelte und nickte, ehe er leise auflachte, da er das erfreute Glitzern im Auge Tarks sehen konnte. "Aber natürlich haben wir einige neue Kleinigkeiten - der Gildenschmied und sein neuer Gehilfe vollbringen wahre Wunder, es ist unglaublich, welchen Einfallsreichtum der Kleine besitzt. Es wird mir eine Ehre sein, euch Beide für den Gefallen, den ihr mir erwiesen habt, die neuesten Folterwerkzeuge zukommen zu lassen. Doch bevor wir uns den erfreulichen Dingen widmen, noch eine Kleinigkeit ... ich möchte den Kauf Rajaes vorher abwickeln, damit ich das von der Seele habe und mich eben den schöneren Dingen widmen kann. Und keine Sorge, Onderon - ich werde ihn mir schon zu einem guten Leibdiener erziehen, es wird mir sogar eine außerordentliche Freude sein. Gibt es etwas, das zu beachten ist ?" Erst in diesem Moment schaltete sich Tark wieder ein - nickte unmerklich und lächelte in seiner üblichen, kalten und grausamen, genießenden Art. "Ja, das gibt es tatsächlich - zwei Dinge, die ihn absolut gefügig machen. Einerseits diese kleine Flöte hier, er scheint dieses Ding abgöttisch zu lieben ...." Bei den Worten legte der Folterer die Flöte in ihrem Futteral auf den Vertrag und Cayo nickte, als er sie sich kurz betrachtete, jedoch die Aufmerksamkeit sofort wieder auf Tark lenkte, als dieser weitersprach. "...andererseits hat er bisher vegetarisch gelebt. Ihn dazu zu zwingen, Fleisch zu essen und Blut zu trinken, hat ihn fast gebrochen, er ist seither erfreulich folgsam." Bei den letzten Worten lachte Cayo leise auf - nickte unmerklich und erneut huschte der kalte, rote Schimmer durch seine Augen, ehe sie wieder in dem gewohnt weichen, dunklen Lila erstrahlten. "Das ist gut - sehr gut sogar. Ich denke, ich werde meine Freude mit ihm haben. Ganz gewiß sogar."

Onderon nickte und blickte einen Moment auf den Vertrag, es fiel ihm dann aber noch etwas ein. "Du weisst ja, da0 er sich als Frau verkleidet, um zu stehlen...Er bewegt sich auch sonst eher weiblich und das ist nicht gespielt, sondern ganz natürlich, einige Bewegungen, z.B. wenn er seine Haare zurückstreicht oder bürstet...Ich dachte, das solltest du auch noch wissen. Ich vermute, es hat was mit dem zu tun, wie er aufwuchs, aber Genaues hatte ich nicht erfragt, weil es nichts zur Sache tut, daß er ein Lustsklave werden sollte. Ich glaube nur, es wird schwierig, ihm das abzugewöhnen. ...Er ist gebildet, das steht auf jeden Fall fest, er kann lesen und schreiben, rechnen denk ich auch und er kann Shunbun sprechen und scheint wohl auch deren Sitten zu kennen. ...Ach ja, er ist noch Jungfrau." Erklärte Onderon, er hatte ein paar Bedenken wegen der weiblichen Art, die Rajae an den Tag legte.

"Ich weiß. Und genau das ist der Grund, warum ich ihn als Leibdiener und nicht als Lustsklaven will, Onderon - seine weibische Art widert mich an, du weißt, daß ich auf Männer stehe und mit Frauen nur ins Bett gehe, um ihr Geld zu bekommen. Mit Ausnahme deiner Schwester - auf die Nacht mit ihr freue ich mich. Aber wegen dem kleinen Betrüger brauchst du dir keine Gedanken machen - seine weibischen Verführungskünste werden bei mir nicht mehr fruchten." In den leisen Worten lag deutlich, wie sehr es ihm allein schon der Gedanke mißfiel, daß er mit Rajae intimer werden könnte - doch dann versiegte das wieder und er lächelte, als er auf den Vertrag nickte. "Nun ?"

"Dann wünsche ich dir viel Spaß und Geduld." Lächelte Onderon, auch wenn es ein wenig schief war. "Tark, holst du ihn bitte ?" Er sah zu seinen Gefährten und als Tark ging, holte er noch einen Zettel hervor. "Ich würde gern noch etwas bestellen... neues Folterwerkzeug, die ganze Liste. Ich will das Beste vom Besten." Er schob Cayo den Zettel hin, dort stand alles drauf und man musste sagen, er hatte sich beim Schreiben wirklich sehr viel Mühe gegeben.

Mit einem unmerklichen Schmunzeln nahm der Schlankere die Liste entgegen - überflog sie kurz und nickte, ehe er sie faltete und in seinem Armschoner steckte. "Es wird mir eine Ehre sein, Onderon - ich werde persönlich dafür sorgen, daß die Werkzeuge Tark gefallen werden." Genau in diesem Moment öffnete sich die Türe und der Folterer trat ein, von Rajae gefolgt, den er an dessem Halsband hielt - schloß die Türe und nickte zu Cayo, ehe er leise und kalt zu dem jungen Sklaven sprach. "Geh und knie vor deinem neuen Herrn, Sklave - er hat dich soeben gekauft und ich möchte einen guten Freund nicht enttäuschen."

Onderon sah ebenso zu Rajae und wartete ab. Er sah den Schrecken in dessen silbernen Augen. Genau diesen Schrecken deutete Onderon richtig. Rajae war fast schockiert, als er Cayo vor sich sitzen sah, das Lächeln auf dessen Lippen ließ ihm eisige Schauer über den Rücken rieseln und er kniete bebend vor ihm nieder. Seine Hände hatte er flach auf dem Boden, ebenso seine Stirn. Er hatte es in der Woche so lernen müssen und hauchte fast nur ein. "Herr.." heraus. ‚Warum gerade er ?' fragte sich der Schlanke insgeheim und Onderon schmunzelte, als er Cayo den Vertrag zuschob und ihm den hohen Kaufpreis nannte. "Weniger geht nicht, es ist schon ein Freundschaftspreis, Cayo."

Nur einen Moment lang ruhte der kalte Blick seiner dunklem Blut gleichenden Augen auf dem schlanken Mischling, der zu ihm kam und neben ihm kniete - dann nickte der junge Lord, wandte sich wieder zu Onderon und sowohl sein Blick wie auch sein Lächeln änderten sich und wurden weicher, als auch das Lila in seine Augen zurückkehrte. "Du brauchst dich nicht dafür entschuldigen, Onderon - ich zahle gerne und ich sehe, daß ihr schon eine gute Vorarbeit mit ihm geleistet habt. Ich werde den Kaufpreis nachher entrichten ... darf ich dich um ein Zimmer für die Nacht bitten, mein Freund ?" Tark schmunzelte nur leise auf die Frage - kam zu seinem Gefährten und schmiegte sich an den Größeren, ehe er ihm sacht mit der Kralle über die Wange strich und leise zu ihm wisperte. "Das dürfte kein Problem sein, mein Grausamer ? Vielleicht auch für ein wenig mehr Zeit, schließlich sollten wir uns auch ein wenig näher kennenlernen, bisher waren ja immer nur seine Brüder bei uns ...."

"Das ist mir durchaus recht... gerade das näher kennenlernen. Es wäre schön, wenn du ein paar Tage bleiben könntest, Cayo...Und Toola wird dich dann in dein Zimmer geleiten, er wartet sicher vor der Tür und wird dich auch zu Noemi führen, wenn es Zeit ist. ...Ich denke, die Auktion wird schnell vorbei sein und ich schicke die Kunden dann auch gleich fort, noch ein Tag länger und ich geh an Essen pleite."

Leise bei der Bemerkung auflachend, nickte Cayo und drückte kurz die Hand des Silberhaarigen, um ihm seine Zustimmung zu geben - dann stand er auf und wisperte noch ein leises "Ich danke euch Beiden ..." zu ihnen, ehe er sowohl Tark wie auch Onderon einen zärtlichen Kuß auf die Lippen hauchte. Erst dann richtete er sich völlig auf und zischte ein kaltes "Folge mir, Sklave." zu Rajae, trat aus dem Raum und nickte Toola freundlich zu, der davor gewartet hatte. "Deine Herren habe mich für einige Tage eingeladen ... bitte führe mich in mein Zimmer, ja ? Später werde ich dann bei Noemi vorbeisehen, wenn sie mich zu sehen wünscht, doch bis dahin möchte ich gerne ein wenig ruhen und vielleicht auch eine Kleinigkeit essen und trinken. Achja - bringe auch etwas Milch, Fleisch und Blut für meinen neuen Sklaven .... ich möchte nicht, daß er mir vor Entkräftung ohnmächtig wird."

Rajae war sogleich gefolgt, ihm war schon jetzt nicht gut. Das im Verkaufsraum hatte ihm schon übel mitgespielt, doch daß er nun der Sklave von Cayo sein würde, das nahm ihn wirklich mit. Bei der Bestellung wurde ihm leicht übel und er noch etwas blasser. Toola lächelte freundlich und neigte seinen Kopf. "Ich werde alles erledigen, Herr. Bitte folgt mir." Mit den Worten ging er langsam vor und er führte Cayo zu einem gemütlichen, rustikal eingerichteten Gästezimmer. "Ich bringe euch gleich das Essen." Mit den Worten ließ er Cayo und Rajae, der sich in zwischen wieder auf den Boden gekniet hatte, allein.

Mit einem unmerklichen Nicken bemerkte der junge Lord, daß sein Gepäck schon hergebracht und eingeräumt worden war - doch sobald Toola die Türe geschlossen hatte, zischte Cayo leise, zog sein Cape aus und warf es achtlos über eine Stuhllehne, ehe er sich in einen der Sessel setzte, die Hände auf seinen übergeschlagenen Beinen verschränkte und kalt zu dem Knienden sprach. "Hör mir gut zu, Kleiner - ich wiederhole mich nicht noch einmal. Mich zu bestehlen, war schon verwegen, doch das hätte ich dir noch verziehen - ich hätte sogar mit dem Gedanken gespielt, dich zur Mutter meines Nachfolgers zu nehmen, doch zum Glück ist das hinfällig, Noemi ist definitiv die bessere Kandidatin. Doch daß du mich so getäuscht hast - das nehme ich dir sehr übel, Rajae. Damit du weißt, was dich erwartet: Ich habe keine Verwendung für einen Lustsklaven wie ... dich. Deshalb möchte ich, daß du mein Leibdiener wirst und ich verlange, daß du zumindest halb so gut wie Toola wirst, er ist perfekt. In jeder Hinsicht. Sag mir, Sklave - hast du eigentlich eine Ahnung, wer ich bin ?"

Rajae bebte deutlich und versuchte, nicht zu piepsen, als er antwortete. Daß man so mit ihm sprach, war er nicht gewöhnt, es schmerzte, weil er sich fühlte, als wäre er ein merkwürdiges Ding, das Jeder hasste. "Nein, Herr...Das weiß ich nicht." Es war ehrlich, doch so langsam merkte er, daß Cayo etwas Besonderes sein musste... Etwas, das Panik in ihm aufsteigen ließ.

Leise und mißbilligend zischend, nickte der Größere – dann seufzte er leise und strich sich die langen Haare nach hinten, ehe er die Armschoner auszog und zur Seite legte, noch immer kalt zu dem jungen Sklaven sprechend. "Mein vollständiger Name lautet Cayo Alazar de la Cariocha san Toriél – mein älterer Bruder ist der Lord der Assassinen und auch das eigentliche Oberhaupt. Dies wissen nur einige Wenige, die vertrauenswürdig sind – und um zu gewährleisten, daß du diese Information nicht weitergibst, werde ich dir jetzt ein wenig meines Könnens zeigen." Ohne ihm eine Chance zu lassen, zu reagieren, packte Cayo Rajae im Genick und zog ihn bäuchlings auf das Bett – hielt ihn dort fest und nickte, ehe er aus seinem Armschoner eine zweihandbreite, hauchzarte Nadel herauszog. Langsam befühlten die Fingerspitzen seiner Rechten den Hinterkopf des Schlankeren, bis er durch ein leises Lidflattern den Punkt gefunden hatte, den er suchte – geübt führte er nun die Nadel ein wenig in das Genick des Kleinen und damit in dessen Kopf ein und wisperte schließlich leise an dessen Ohr. "Deine absolute Treue gehört nun mir, Rajae – wenn du versuchen solltest, mich durch deine Worte, deinen Körper oder auch nur ein geschriebenes Wort oder Bild zu verraten, soll dich ein Schmerz lähmen, der schlimmer ist, als der Tod, bis du mir wieder treu bist. Du bist an mich und meine Befehle gebunden, Rajae – merk dir das. Und außer mir selbst kann dich nur mein Tod von diesem Befehl erlösen." Erst dann verstummte er wieder und entfernte die Nadel – nahm seine Hand von dem Genick des Kleineren und säuberte sie an dessen Kleidung, ehe er sie wieder einsteckte. "Und nun zu deinen Aufgaben, Kleiner: Du bist mein Leibdiener, also kümmere dich auch um mein leibliches Wohl. Ab sofort bist du dafür zuständig, mir die geeignete Kleidung herauszusuchen und mir gegebenfalls auch beim Ankleiden zu helfen – natürlich bist du auch dafür zuständig, mir Nahrung zu holen oder ein Bad zu richten, all diese Kleinigkeiten. Deine eigenen Bedürfnisse wirst du zwischendrin erledigen, verstanden ? Und ich erwarte, daß du dir meine Gewohnheiten schnell merkst, ich mag es nicht, alles zu wiederholen. Hast du Fragen bezüglich der Weise, wie du deine Dienste erledigen sollst, frage Toola – ich werde die nächsten Tage die meiste Zeit beschäftigt sein, also bleibt dir eine geraume Weile, zu lernen und dich darauf einzustellen, daß es anders wird, sobald wir diese Mauern wieder verlassen. Du gehörst nun mir – und ich will, daß du mir das auch zeigst, Kleiner. Und jetzt richte mir mein Bad – nicht zu heiß, doch heiß genug, nimm das Badeöl und die Seife, die in meiner blauen Reisetasche liegen, vielleicht hat sie Toola auch schon ausgeräumt. Wie ich sagte – der Kleine ist perfekt, ich will, daß du so viel, wie es geht, von ihm lernst." Erst jetzt stand Cayo wieder auf – seufzte leise und schloß kurz die Augen, ehe er damit begann, den restlichen Schmuck abzulegen und auf das Nachtkästchen zu legen.

Rajae war nun völlig verschreckt, das eben hatte er kaum registriert und er nickte nun zögerlich. "Ich...ich werde mich bemühen, Herr." wisperte er und ging dann eher vorsichtig in das kleine Badezimmer. Toola hatte in der Tat die Badeutensilien schon herausgeräumt und so hockte sich Ray vor den kleinen Ofen und heizte ihn ein. Derweil klopfte es und Toola trat mit einem großen Tablett ein. Wenn man bedachte, wie klein er war, dann hantierte er damit wirklich gekonnt, gut, er stupste die Tür mit dem Fuß zu, aber was sollte es. Das Tablett stellte er leise auf den größeren Tisch und räumte alles herab und baute es auf. "Wenn ihr noch etwas wünscht, dann bringe ich es euch, Herr." Aus dem Bad war die Pumpe zu hören. Raj war bleich wie der Schnee und pumpte so schnell er es schaffte, das Wasser in der kleine Becken. Wenn Toola so perfekt ist, warum hatte er nicht ihn gekauft ? Aber er konnte es sich ja doch denken, er hatte ihn bestohlen und dafür sühnte er nun. Wie er dieses Leben durchstehen sollte, wusste er noch nicht, er versuchte, noch alles zu verarbeiten, doch auch das gelang ihm nicht wirklich.

"Gut, Toola - ich danke dir und richte auch deinen Herren meinen Dank aus. Ich werde dich jetzt nicht mehr benötigen, aber wenn die Herrin Noemi mich zu sehen wünscht, sag mir bitte Bescheid, ja ?" Leise und sanft zu dem kleinen Elfen sprechend, gönnte der junge Lord ihm auch ein Lächeln und einen zärtlichen Blick - nickte unmerklich, als der Kleine wieder ging und die Türe hinter sich schloß. Erst dann drehte er sich um und kam ins Bad – ging dann zu Rajae, sah auf das Wasser im Becken und sprach schließlich leise. "Gut, Kleiner - ich mag es, wenn meinen Wünschen sofort entsprochen wird. Und es ist auch gut, daß du mitgedacht hast und das Wasser ein wenig zu heiß ist, es wird die gewünschte Temperatur haben, wenn ich gegessen habe. Komm mit - ich wünsche, daß auch du ißt und ich wünsche ebenso, daß du mir mit dem Wein behilflich bist, wie es ein guter Leibdiener tun sollte." Erst, als er jetzt verstummte, nickte Cayo - drehte sich dann um und ging zu dem Eßtisch zurück, nahm eine der Weintrauben und wartete auf seinen Diener.

"Ja, Herr." Rajae stoppte seine Tätigkeit und folgte ihm ins Zimmer zurück. Er vermutete, daß er Essen dürfte, aber was Cayo im Moment von ihm wollte, wusste er nicht genau. Er vermutete und griff vorsichtig nach der Weinkaraffe, um ihm etwas davon in den Kelch einzuschenken. Seine Hände zitterten leicht, er hatte Angst, etwas Falsches zu tun.

"Das reicht schon, Kleiner." Ein wenig sanfter gesprochene Worte des jungen Lords, verbunden mit einem sanften Nicken - sobald Rajae die Karaffe hochhob, nahm Cayo einen kurzen Schluck und genoß den Geschmack des Weins sichtlich, ehe er den Kelch wieder hinstellte "Du brauchst keine Angst zu haben, solange du so folgsam bist wie jetzt - ich bin nicht grundlos grausam, nur manchmal ein wenig strenger, wenn es nötig ist. Ich mag es sehr, wenn ich nicht viel befehlen muß und du selbst darauf kommst, was ich gerne möchte. Wenn ich zufrieden mit dir bin, dann wirst du es auch gut bei mir haben. Und nun iß - wenn du brav bist, bekommst du vielleicht ein wenig Gemüse......"

"Ja, Herr." Die Karaffe beiseite stellend, wirkte Raj nun ein klein wenig ruhiger durch das Lob und er setzte sich nun auch hin. Sein Blick lag auf dem Kelch mit dem Blut und er griff zuerst danach und stürzte es in einem raschen Zug herunter. Aus dem Augen, aus dem Sinn, er hatte es hinter sich und griff dann zu dem Becher mit der Milch, um einen Schluck davon nachzutrinken. Er wirkte schon wieder bleicher und er leckte sich unbewusst das Blut von den weichen Lippen, bevor er den Becher ansetzte und zwei Schlucke trank.

Den Kleineren beobachtend, aß Cayo ein wenig seines Bratens ... immer wieder änderte sich die Farbe seiner Augen ein wenig, da ihm manches gefiel und manches jedoch nicht. Jedoch sagte er kein Wort - aß nur weiter und beobachtete den Kleineren, der an der Seite kniete, weiterhin, ein wenig nachdenklich dabei wirkend.

Rajae bemerkte das Wandeln der Augen erst nicht, er sah nur einmal kurz auf, als die Augen sich wandelten und senkte dann sogleich wieder den Blick. Er zögerte sichtlich beim Essen des Fleisches. Jedes Stück zwang er sich herein und er hatte zum Teil das Gefühl, daß es nicht weniger wurde. Ihm war übel, wie jedes Mal, wenn er Fleisch gegessen hatte, doch er versuchte, es nicht zu zeigen.

Cayo indes bemerkte dies wohl - ein wenig nachdenklicher werdend, betrachtete er den am Boden knienden Kleinen, ehe er eine der hauchzarten Bratenscheiben um zwei Bohnenstangen wickelte und ihn leise zu sich rief. "Komm, Kleiner - vielleicht schmeckt es dir so besser ? Es ist wichtig, daß du dich an den Geschmack von Fleisch gewöhnst, denn ich möchte, daß du ein wenig stärker wirst, mehr aushältst. Und dazu gehört Fleisch - sonst fällst du mir alle Augenblicke in Ohnmacht vor Entkräftung."

Raj sah überrascht auf und hob seine Hand. Er zögerte aber, denn er wusste nicht, ob es ihm abnehmen oder ob er ihn füttern wollte. Er entschied sich dann fürs Erste und griff vorsichtig danach. "Danke... Herr." Wie gern würde er nur die Bohnen essen. Er aß also Beides und es schmeckte ihm besser. Man sah, daß es ihm leichter fiel.

Mit einem unmerklichen Nicken beobachtete ihn der junge Lord - fast zu kurz, um bemerkt zu werden, hatte er ein leichtes Mißfallen gezeigt, als Rajae unbewußt geziert wie ein Mädchen nach dem Fleisch gegriffen hatte ... doch es legte sich wieder und Cayo nahm noch ein paar der Bohnen beiseite, leise zu ihm sprechend. "Nimm sie dir noch zu deinem Essen - aber nun erwarte ich auch, daß du mit ein wenig mehr Eifer ißt. Und laß dieses Affektierte - du bist ein Leibdiener und keine Ballkönigin, verstanden ?" Bei den letzten Worten zeigte sich wieder die Kühle des junge Lords, ebenso wie seine Augen wieder in dem kalten Blutrot schimmerten.

Jetzt bemerkte Raj, was der Farbewechsel zu bedeuten hatte, es zog sich in ihm etwas zusammen bei den Worten. "Ich bin nicht affektiert... Ich wusste nicht, was ihr genau erwartet... Herr...und ich kippe auch nicht um, ich esse mein Leben lang kein Fleisch und bin gut beinander, Herr." Das musste jetzt raus, auch wenn es leise war. Er war noch nie ohnmächtig geworden und das würde er auch nicht.

Fast im selben Moment zischte Cayo leise auf - waren seine Augen zuvor noch kühl gewesen, so strahlten sie jetzt in einem eisigen Blutrot, als er gefährlich leise zu dem Kleineren sprach. "Merk dir eins, Sklave: Widersprich mir niemals - ich wiederhole: Niemals ! - ohne einen guten Grund ! In deinem bisherigen Leben magst du es vielleicht ohne Ohnmacht geschafft haben, doch dieses leichte Dasein liegt jetzt hinter dir ! Ich will, daß du mir dienen kannst ... das bedeutet, daß du immun gegen das Gift in meinem Blut werden mußt - und das geht nur, wenn ich dir das Gegengift verabreiche. Doch so schwach, wie du jetzt bist, stirbst du mir im schlimmsten Fall sofort weg und dafür habe ich bestimmt nicht diesen hohen Preis gezahlt !" Nur langsam fing sich der junge Lord wieder und knurrte nur noch ein "Iß !" hinterher - aß nun selber auf und trank den Kelch in einem Zug aus, ehe er ihn auf den Tisch stellte und aufstand, um sich auszuziehen. Ohne ein weiteres Wort ging er dann ins Bad und stieg dort in die Wanne - seufzte leise bei der wohltuenden Wärme auf und schloß die Augen, als er sich langsam entspannte.

"Ja, Herr." wehte es Cayo nach. Rajae bebte leicht, er konnte alles nicht ganz einordnen, denn ihm fehlte die Ruhe. Er aß sehr rasch den Rest des Fleisches und auch noch die Bohnen, trank dann seine Milch und erhob sich leise. Rajae überlegte einen Moment, dann räumte er das Geschirr zusammen und trug das Tablett aus dem Zimmer. Aber wo sollte er hin ? Erst einmal ging er herunter und sah sich dann um. Er war nie im Herrenhaus gewesen und wusste daher nicht, wo die Küche war. Auf dem Gang kam ihm dann Erik plötzlich entgegen und er drückte sich scheu an die Wand, bevor er doch wagte, zu fragen. "Bitte.. Wo geht es zur Küche ?"

Ein wenig mißtrauisch blickte der große Schwarzhaarige auf den kleinen Leibsklaven und knurrte leise - doch dann nickte er, denn er wußte, daß Rajae nun an Cayo verkauft worden war. "Rechts neben dem Herrenhaus - du kannst es nicht verfehlen, wenn du dem Essensgeruch nachgehst. Und trödle nicht so rum - auch wenn der junge Lord der Gast meiner Herren ist, bedeutet das noch lange nicht, daß du dir alle Zeit der Welt lassen kannst ! Warum der junge Lord dich als Leibdiener wollte, ist mir ein Rätsel, so unfähig wie du bist - aber es ist nicht an mir, an seiner Entscheidung zu zweifeln. Also lauf, Kleiner ! Und wehe, du verschüttest etwas ....." Leise, kalte Worte - dann schnaubte Erik noch einmal, ging weiter und schlug den Weg zu den Treppen ein, um in die Folterkammern zu seinem Herrn zu gehen.

Die herablassenden Worte trafen Rajae wie ein Pfeil ins Herz und er war auch den Tränen nahe. Er riss sich aber so zusammen, was sollte er weinen, wenn es eh nichts änderte. Er löste sich von der Wand und ging hinaus zur Küche und kam so schnell es ging wieder ins Zimmer zurück. Der kurze Weg Draußen hatte ihn schon frösteln lassen und er rieb sich die Hände warm, damit er Cayo nicht womöglich mit den kalten Fingern erneut verärgerte. Einen Moment stand er reglos da, dann entschloss er sich und ging leise ins Bad, um sich hinter Cayo zu knien und ihm die Schulter zu massieren. Seine Finger waren erstaunlich kräftig, wenn man bedachte, wie zerbrechlich er wirkte.

Der junge Lord hatte nur kurz aufgesehen, als Rajae hereinkam - er entspannte sich erst ein wenig, als er die kundigen Hände an seinen Schultern fühlen konnte und ein leises Lächeln erwachte auf seinen Zügen, während er die Augen noch geschlossen hielt. "Das ist gut, Kleiner ... nachher, wenn ich von Noemi wiederkomme, werde ich noch eine Massage brauchen, es wird anstrengend genug werden. Solange ich bei ihr bin, kannst du dich hier frei bewegen - am Besten siehst du dir meine Kleidung durch, damit du weißt, was ich besitze und mir immer das Passende rauslegen kannst. Nur das kleine, schwarzsilberne Kästchen darfst du in keinem Fall berühren - verstanden ? Toola hat es wohlweislich in meinem Koffer gelassen, er kennt es von meinen Brüdern. Und noch etwas - hole eine Karaffe Rotwein, sobald ich gehe, damit er eine angenehme Temperatur hat, wenn ich wiederkomme." Seine Stimme bliebt leiser und ein wenig weicher als noch beim Essen - man merkte, daß ihm das Massieren gefiel und auch guttat, eine Gunst, die er nur selten bekam.

"Wie ihr wünscht, Herr." wisperte Raj und massierte weiter. Er war erleichtert, daß sein Tun Cayo gut zu gefallen schein und doch war er selber angespannt wie eine Bogensehne. Vom Hofe her hörte man die ersten Kutschen abfahren, die Auktion schien vorüber zu sein und man hörte die Stimme Onderons leise durch das geschlossene Fenster, als er seine Kunden dezent rauswarf, jetzt, wo sie ihre Ware hatten.

Auch Cayo bekam das Rufen mit und nickte unmerklich - für einen kurzen Moment legte er seine Hand auf die ihn Massierende, um den jungen Dieb zu bedeuten, daß er aufhören sollte, ehe er sich aufrichtete und damit begann, sich schnell herabzuwaschen. Nach wenigen Minuten war er fertig - stand auf und seufzte leise, ehe er aus der Wanne stieg und darauf wartete, daß ihn Rajae abtrocknete, dabei noch ein wenig nachdenkend.

Der Dieb überlegte nicht lang und schnappte sich ein Handtuch. Er vermutete nur und fing an, Cayo abzutrocknen. Jetzt bemerkte er zum ersten Mal den schönen Körper des Mannes, von dem er auf dem Ball nur einen winzigen Bruchteil zu sehen bekommen hatte. Doch lange konnte er sich mit den Gedanken nicht aufhalten, es klopfte an der Tür und Toola trat leise ein. "Herr.. die Herein Noemi erwartet euch. Und mein Herr Onderon bietet euch für danach ein wenig Zerstreuung in seinem Gemach an."

Als Toola eintrat, hatte Cayo seinen Blick erhoben und bei den letzten Worten erwachte ein Lächeln auf seinen Zügen, als er zu seinem neuen Diener sprach. "Bring mir die einfache Hose und eines der knopflosen Hemden, mehr werde ich nicht benötigen. Ich werde Heute nicht mehr kommen und das Frühstück bei Onderon einnehmen, Kleiner." Leise, doch bestimmt zu Rajae sprechend, wartete der junge Lord nur solange, bis er ein gehorsames Nicken bekommen hatte - dann wandte er sich wieder zu Toola und lächelte ihn an, während er die Rechte zärtlich über dessen Wange streichen ließ. "Sobald du mich zu Noemi gebracht hast, kommst du zu meinem neuen Diener zurück, Toola - es ist notwendig, daß du ihn ein wenig anlernst, er muß noch sehr, sehr viel lernen. Ich werde mit deinen Herren reden, daß du entschuldigt bist und keinen Ärger bekommst, ja ? Gut."

Der Schwarzhaarige hatte sich derweil beeilt, die geforderte Kleidung herauszulegen. Toola nickte sacht. "Ich helfe gern, Herr, und ich bin sicher, mein Herr Onderon hat nichts dagegen." Rajae überlegte einen Moment, dann entfaltete er das Hemd und hielt es Cayo so entgegen, daß er gleich mit den Armen hineinschlüpfen konnte.

Mit einem kurzen Nicken schlüpft der junge Lord in das Hemd und danach auch in die Hose und die Stiefel, die ihm Rajae hinhielt. "Gut, du lernst schnell, Kleiner ... ich hoffe, das bleibt so." Mit diesen Worten verschloß er seine Hose und fuhr sich noch ein wenig mit den Fingerspitzen durch seine Haare - dann nickte er und folgte Toola nach Draußen, um sich mit Noemi zu treffen und diese Nacht zu nutzen, ehe er bei Onderon und Tark ein wenig Erholung finden konnte.

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