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”Eine lohnende Beute” 01
 

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Mit einem leisen, doch mehr als nur wütenden Laut ballte der junge Comte seine Fäuste, als er in dem Spiegel seines Arbeitszimmers die Verbände sah, die sein ehemals schönes und makelloses Gesicht teilweise verhüllten. Vor diesem Vorfall war er hoch in der Gunst des Königs gestanden, da dieser Vollkommenheit in jeglicher Form begehrte - doch nun konnte er nicht mehr darauf zählen und sank in der Gunst des Königs, während andere Adelige sie nun bekamen. Alles nur, weil ein wertloser Schreiber sich ihm widersetzt hatte ... ihm, dem Comte dieser Ländereien, dem Herrn aller hier. Ein Schreiber, dessen Schönheit sogar die seine übertroffen hatte - gewissenhaft, gehorsam und schweigsam, bis zu diesem Abend vor ein wenig mehr als sieben Tagen. Comte Laurand war schon seit dem ersten Tag von diesem jungen, schönen Schreiber angetan gewesen ... und an diesem Abend wollte er den ihm zustehenden Gehorsam einfordern und seine Lust an ihm befriedigen. Doch dieser Schreiber hatte die Frechheit besessen, sich zu wehren und als er ihm das Hemd aufriß, entdeckte der Comte einen Anhänger mit dem schönsten Sternsaphir, den er jemals gesehen hatte. Das gleiche wunderschöne und tiefe Blau, wie es die Augen des Schreibers besaßen ... und als er ihm den Anhänger abriß, bekamen die Augen des Schreibers auch den schneeweißen Stern des Edelsteins, während er sich in eine Bestie mit Klauen und Fängen wandelte, und ihm mit ebendiesen Krallen tiefe Wunden im Gesicht und der Brust schlug. Ein Teufel, eine Bestie - die ihn verstümmelte und mit einem Dokument floh, das mehr als nur wichtig für den Comte war. Seither war ein wenig mehr als eine Woche vergangen, da er sich wieder erholen mußte ... doch nun kamen die drei besten Kopfgeldjäger der nahliegenden Umgebung zu ihm, um diesen Teufel zu fangen. Vertrauenswürdige Kämpfer, die sich nicht von den Opfern kaufen ließen - und absolut diskret, so wie der Comte es nun brauchte. Natürlich würde er ihnen nicht die Wahrheit sagen ... doch genug, damit diese die Verfolgung aufnehmen, und ihm den Kopf des Schreibers und das Dokument wiederbringen konnten. Dann wurde der Comte jedoch abgelenkt, als schwere Schritte näherkamen und nickte kurz zu sich selbst, straffte sich und blickte mit ruhigem, doch harten Blick zu der Türe seines Arbeitszimmers, durch die seine Gäste kommen würden.

Die drei Männer kannten sich und respektierten sich, da sie alle sehr erfahren waren und sich oft bei Aufträgen sahen. Bei ganz besonders Gefährlichen hatten sie sogar einmal zusammengearbeitet, aber das war nur einmal gewesen. Enzo war der Ruhigste von ihnen und trug wie immer seinen schwarzen Umhang mit Kapuze, aber ein wenig von seinem weißen Haar war zu sehen, und er wurde allein deswegen oft extrem gefürchtet. Jetzt war er noch immer ruhig und als sich die Tür öffnete, betrat er mit den beiden Anderen den Arbeitsraum, in dem sie sich den Auftrag anhören konnten.

Der junge Comte winkte einem der Diener, welche die Kopfgeldjäger hergebracht hatten, damit dieser noch Erfrischungen brachte und nickte zu den drei Männern, die ihre Gesichter zum größten Teil durch die Kapuzen ihrer Umhänge oder Masken verhüllten. "Ich grüße euch ... sobald der Diener die Erfrischungen brachte, werde ich den Auftrag erläutern. Ich sage gleich dazu, daß er sehr schwer werden wird - doch die Belohnung ist es auch wert. Ah, da kommen die Diener - nehmt euch und setzt euch doch." Mit den Worten setzte der Comte sich wieder hinter seinen Schreibtisch und nickte, als die Diener Tabletts mit Fleisch, Käse, Brot und Wein, sowie Wasser an den großen Tisch stellten, ehe sie verschwanden und die Türe hinter sich schlossen.

Enzo setzte sich zwar, aber er nahm nichts von dem Essen oder den Getränken. Die anderen zwei sagten da allerdings nicht nein, denn sie waren allgemein etwas offener, und der mit der Maske zog sie auch herab, um sich etwas von dem Wein zu nehmen. Enzo blieb soweit verhüllt, und sein Geruchssinn ging schon jetzt durch den Raum hier. Das erste war die Wut und Rache, die er bei Comte riechen konnte ... aber hier im Raum waren auch noch Pheromone, und deutlich das Blut vom Comte. Scheinbar war hier in dem Raum einiges passiert. Er roch und fühlte auch noch mehr, aber er wollte schon gern hören, was dieser Mann hier zu sagen hatte.

Jener wartete noch einen Moment, ehe er nickte und sich leicht vorneigte. "Vor ein wenig mehr als einer Woche passierte hier in diesem Zimmer folgendes: Ein junger Schreiber, den ich seit etwas mehr als einem Jahr bei mir arbeiten ließ und der eigentlich sehr zuverlässig schien, zeigte urplötzlich eine völlig andere Seite von sich. Scheinbar war er ein Attentäter, der sich mein Vertrauen erschleichen sollte - und dazu auch mein Begehren, denn er ist äußerst schön und tat immer, als wäre er eine Jungfrau und zurückhaltend. An diesem Nachmittag änderte er jedoch sein Verhalten und verführte mich mit einem seltsamen Parfüm, so daß ich das Diktieren meiner Schriftstücke unterbrach und versuchte, ihn zu küssen. Dabei zog er sich versteckt unter seinem Gewand Eisenhandschuhe mit Krallen an, schlug sie mir ins Gesicht und den Oberkörper und versuchte, mich zu töten ... und als das nicht klappte und ich um Hilfe schrie, steckte er eine mir sehr wichtige Schriftrolle, einen Beutel Gold und einen Schmuckanhänger ein, und floh. Ich möchte die Schriftrolle wiederhaben und auch den Anhänger, es ist ein wunderschöner, wachteleigroßer Sternsaphir ... und den Kopf des Schreibers. Er ist etwas kleiner als ich und schlank, auch wenn er nicht schwächlich ist - und wunderschön, seine Augen sind saphirblau und er hat lange, rabenschwarze Haare. Er floh in Richtung Osten, mehr konnten meine Wachen nicht berichten ... und er floh zu Fuß und kann also noch nicht sehr weit sein, so wie die Spur des Goldes gut zurückzuverfolgen sein müßte. Wer von euch ihn findet, darf das restliche Gold behalten, das er noch findet - und bekommt von mir noch fünfzig Goldstücke dazu. Mir ist egal, wer von euch es schafft ... und ich brauche ihn nicht lebend, mir genügt sein Kopf."

Als die Eisenhandschuhe erwähnt wurden, hob Enzo kurz den Kopf, und seine Nase ging noch etwas tiefer zu den Gerüchen. All das, was der Comte sagte, roch anders ... und es roch hier eher nach der Angst des Mannes, der ihn angegriffen haben sollte, und nicht andersherum. Der Schreiber war bestimmt ein Werwesen, das erwachte und deswegen angegriffen hatte. Auch die Wunden der Krallen sahen nicht aus wie von Metallhandschuhen. „Ich glaube ich weiß, wen ihr meint. Ich war ihm schon einmal auf den Fersen.“

"Was ?!" Der junge Comte dachte, er würde nicht richtig hören - doch die ernster werdenden Gesichter der anderen Kopfgeldjäger sagten ihm, daß er es richtig verstanden hatte. "Wenn du ihn schon jagst, dann mischen wir uns nicht ein, Enzo ... zumindest ich nicht, denn auch du hast dich schon aus einem Auftrag herausgehalten, den ich verfolgte."

„Und ich auch nicht.“ Der zweite sprach Enzo auch gleich an und somit stand gleich fest, daß Enzo den Auftrag allein machte und sich keiner der Anderen einmischte. Sie wußten, daß der Weißhaarige besonders war und da er auch ihnen schon Aufträge überlassen hatte, waren sie so fair und überließen ihm den Auftrag, ohne groß zu zögern.

Etwas, das den jungen Comte für einen Moment sichtbar überraschte ... doch dann nickte er nur und nahm zwei einzelne Goldstücke aus einer der Schubladen seines Schreibtisches, gab jedem der beiden Kopfgeldjäger, die verzichtet hatten, eine der Münzen und nickte kurz. "Seht es als Zeichen meiner Dankbarkeit, daß ihr gekommen seit und Interesse hattet - und nun für ihn verzichtet. Mein Diener wird euch hinausbringen." Dann rief er den Diener, der sofort hereinkam und sich verneigte, und die beiden Kopfgeldjäger, die aufgestanden waren, hinausbrachte. Erst, als die Türe sich wieder schloß, wandte Comte Laurand sich wieder dem übriggebliebenen Kopfgeldjäger zu. "Brauchst du noch etwas ? Oder hast du noch Fragen ?"

„Ich möchte mir hier nur noch alles genau ansehen, um ihm besser auf sie Spur zu kommen. Wie seid ihr zu dem Schreiber gekommen ?“ Auch das wollte Enzo gerne wissen. Seine Sinne waren aber schon wieder weiter offen und er stand auf, um seine scharfen Augen wandern zu lassen.

Dabei beobachtete der Comte ihn ganz genau und runzelte kurz die Stirn, als er die beiden Langdolche auf dessem Rücken sah. "Ich suchte einen neuen Schreiber, da mein alter Schreiber zu alt wurde. Er bewarb sich und zeigte einen guten Abschluß vor, und er war sehr höflich und zurückhaltend. Ich mag meine Diener zurückhaltend, denn ich bin ihr Herr."

„Ja, das macht die Diener sicher zuversichtlicher.“ erwiderte Enzo ... aber er ahnte, daß dieser Mann eigentlich ein Tyrann war. Beim großen Schreibtisch konnte er einiges erkennen und sah sehr wohl, daß sich der Schreiber an den großen Tisch gekrallt haben mußte, und auch dessen Blut konnte er noch an einer Stelle sehen, die nicht überwischt worden war. „Er war wohl wieder ein guter Schauspieler.“ Jetzt log der Weißhaarige, und hatte nun auch genug gesehen und gerochen. Auch wenn hier etwa anderes passiert war, als der Comte erzählte, wollte Enzo das vermutlich gerade erwachte Werwesen finden.

Davon ahnte der Comte allerdings nichts und nickte nur, ehe er ihn nach einer Weile fragte. "Wann wirst du anfangen, ihn zu verfolgen ?" Es interessierte ihn sehr, denn wie es aussah, war dieser Kopfgeldjäger dem Schreiber auch hierher gefolgt und das nach der Zeit, die dieser hier gedient hatte. Und das wiederum zeigte, wie gut dieser seltsam wirkende Kopfgeldjäger sein mußte, der dem Comte eine leichte Gänsehaut verpaßte.

„Sofort, ich möchte nur noch einmal seinen Raum sehen. Das wäre der letzte Überblick, bevor ich seinen Spuren folge.“ Auch das war Enzo noch wichtig und es war ihm nur ganz recht, daß Comte eine Gänsehaut von ihm bekam.

Eine Bitte, die schon fast erwartet worden war. "Gut - folge mir, ich bringe dich zu seiner Kammer." Noch während er sprach, stand der Comte auf und ging dem Kopfgeldjäger voraus, bis er in dem Dienstbotentrakt ankam und zu einer der kleinen Kammern ging. Sie war offen und er wies darauf, da er nicht selbst eintreten wollte - denn er war ein Comte. "Ich lasse dich nun allein, da mich wichtige Geschäfte rufen ... wenn du fertig bist, laß dich von einem der Diener rausführen."

„Wie ihr es wünscht.“ Enzo betrat den Raum und achtete nicht mehr darauf, daß Comte ging, denn er brauchte ihn jetzt nicht mehr. Sein Blick und auch sein Geruchsinn gingen durch den kleinen Raum, in dem nur ein Schlafplatz, ein Schreibtisch und wenige Dinge waren. Der Schreiber mußte geflohen sein, ohne viel seiner Sachen mit sich zu nehmen. Nebenher fand er doch noch ein schwarzes Haar auf dem Boden und hob es auf. Schon jetzt wußte Enzo, daß er ein Halbdämon sein mußte, der erwacht war, und gerade deswegen wollte er ihn finden. Was er gesehen hatte, reichte ihm und er verließ den Raum, sprach einen Diener an und verließ somit diesen Ort, um sich auf die Suche zu machen.

 

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Einige Tage von der Stadt entfernt, kauerte sich Sebastien in den unbequemen Sessel der Kutsche, seufzte leise und zog den weiten Mantel, den er sich gekauft hatte, enger um sich. Es war reines Glück gewesen, daß er nur kurz nach seiner Flucht die Stube eines Geldwechslers gefunden hatte und diese noch offen war ... und der Geldwechsler von der edlen Schreiberkleidung so beeindruckt gewesen war, daß er ihm glaubte, daß er für seinen Herrn das Gold in Silber- und Kupfermünzen tauschen sollte. Natürlich untermauerte der Kauf einer kleinen, abschließbaren Truhe, die sich für die Reise eignete, seine Geschichte noch ... und Sebastien kaufte sich auch gleich noch einige Straßen weiter eine kleine Kutsche und zwei Wechselpferde, dazu einige Wechselkleidung und Proviant. Das Gepäck und das Essen verstaute er mit Wasser und Futter für die Pferde in der Kutsche und fuhr sie dann selbst durch den Umhang getarnt aus der Stadt ... und war seither auf der Flucht. Dadurch, daß er die Wechselpferde hatte, kam er gut voran - doch noch immer nicht schnell genug, denn der junge Schwarzhaarige konnte sich schon denken, daß sein ehemaliger Herr ihn verfolgen ließ. Doch schneller ging es nicht, wenn er die Pferde nicht auslaugen und töten wollte ... aber sobald er nahe genug an den Alpen war würde es besser gehen, da er dann nur noch ein Reitpferd und eines für das Gepäck brauchte, um über den Paß zu kommen. Bis dahin wäre auch der große Stapel Wechselkleidung sehr geschrumpft - denn Sebastien mußte einen jeden Tag die Kleidung des Vortages verbrennen, da trotz des Sternsaphiranhängers, der ihm bisher geholfen hatte, die duftenden Lockstoffe seines nun veränderten Körpers sich in dem Stoff sammelten und mehr als nur gut wirkten. Eine Tatsache, die Sebastien nur zu gut gelernt hatte, als der Wirt und die Gäste eines Gasthauses sich auf ihn stürzen wollten ... und er nur mit Mühe entkommen konnte.

 

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Enzo hatte den Weg des Halbdämonen durch den Geruch rasch gefunden. Dieser Mann war wirklich gerade erwacht, und seine Nase half ihm wie immer am Besten, so wie seine scharfen Augen. Seine Fähigkeiten und seine ganze Art stammte von dem, als was er geboren wurde. Enzo war ein Werfuchs, und somit nicht so stark wie ein Werwolf … aber es machte ihn auf seine Art schneller. Hinzu kam, daß er ein Albino war, und somit verbarg er sein Aussehen eigentlich immer unter seinem Umhang mit der Kapuze. Nur das weiße Haar war zu sehen, aber auch seine Haut war hell und seine Augen hatten einen rotgoldenen Ton, wie sie ein Fuchs hatte, und auch dieser Blick half ihm immer sehr gut. Gerade jetzt stoppte er aber wieder und fand schon wieder verbrannte Kleidung. Der Halbdämon schien sie ständig zu verbrennen und Enzo ahnte, daß es an seinem lockenden Geruch lag, auf den Menschen reagierten. Er wollte ihn los sein und da einige Kleidung nicht komplett verbrannt war, konnte er den Geruch gut wahrnehmen. Nur konnte Enzo sich dagegen wehren und bemerkte deutlich, daß der Halbdämon eindeutig zu den Alpen wollte … und auf diesem Weg würde er weiter folgen, und holte immer mehr auf.

 

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